Hallo Leute,
hansemann hat geschrieben:
du hast recht!!! Die Umwälzrate ist eigentlich der flow, also die netto Pumpenleistung. Ich bin etwas zum move, also der Strömung/Bewegung übergegangen, die sollte laut Meinung von einigen Teichbesitzern so stark sein, dass sich nichts am Boden absetzen kann und SOFORT aus dem System ausgetragen wird.
Es sind 2 paar Stiefel, Jürgen meinte wohl eher die Umwälzrate, wobei ich hier, wenn ich auf Kreisbewegung verzichte, schon auch Einfluss auf den Aufenthalt der Schmutz/Schwebeteilchen nehmen kann.
Da ist viel Wahres drin. Wir müssen zwei Dinge unterscheiden.
a) Wie schnell wird ein fester Partikel aus dem Teich in den Filter transportiert?
b) Ist der jeweils verwendete Filter in der Lage, die eingetragenen Partikel zurück zu halten?
Während eine hohe Umwälzrate ganz sicher sehr vorteilhaft auf a) auswirkt, wirkt sie sich so ziemlich bei allen mechanischen Filtern, angefangen von der Absetzkammer bis zum EBF negativ auf b) aus. Hier muss ein Kompromiss gefunden werden, den jeder für sich selber suchen sollte.
Klaus hat geschrieben:
ein Trommler kann nicht alle Schwebeteilchen filtern , oder schafft der auch grünes Wasser wieder klar ?
Für alle Teilchen die ähnlich klein wie Schwebalgen sind , brauchen wir daher eine andere Strategie als nur Powerflow !
Stimmt.
Yoshihara hat geschrieben:
Wenn wir weitere Teile, kleiner als das Siebgewebe, sicher ausfiltern müssten, könnten wir einen Feinstfilter mit 15my nachschalten. Damit erfasst Du z.B. auch manche Algenarten. Notwendig ist das aber nicht, wie wir aus der Praxis wissen.
Eher würde ich sagen, das wäre wirtschaftlich nicht im Geringsten sinnvoll, die Riesenmengen Wasser durch ein solches Sieb zu schicken, um die dicken Algen auszufiltern und mit dem rausgeworfenen Geld den kleineren Algenarten einen Überlebensvorteil zu verschaffen.
Eine Strategie ist es, mit Hilfe eines Filterkuchens die nominelle Maschenweite des Siebes zu reduzieren. Das klappt sogar bei meinen grobporigen Patronen oder bei einem HMF im Aquarium sehr hübsch. Aber diese Strategie ist nicht allmächtig. Zu kleine Partikel, verschiedene Schwebealgen, eine Bakterienblüte und erst recht die gelösten Stoffe können mit aller Siebkunst nicht aus dem Wasser entfernt werden. Ich sage ja immer: Man kann den Kaffee durch die allerfeinsten Aromaporen filtern, es wird immer brauner Kaffee, aber niemals klares Wasser heraus kommen.
(Wahrscheinlich hat hier niemand vor, irgendwelche Molekularsiebe als Vorfilter zu nutzen!)Zweite Strategie:
Wir lassen uns helfen, und zwar von Plankton fressenden Einzellern. Was ein TF, VF oder EBF nicht vermag - Heerscharen von Rädertieren werden sich gierig auf alle vorbei treibenden Partikel stürzen, diese fressen, verdauen und dabei wachsen. Die Feststoffe, die sie produzieren, haben eine andere Dichte, als die eingefangenen Bakterien. Es werden die Rückstände von mehreren "Mahlzeiten" zu kleinen Ballen zusammen gepappt und diese sinken zu Boden oder verfangen sich im Biofilm. Sobald sie ihren Halt verlieren, sind sie ein Fall für den Filterkuchen.
Wo können sich solche Planktonfresser ansiedeln? Natürlich an der Teichwand, an Fadenalgen, in Rohren. Und wenn die nicht ausreichen, man höre und staune, in ruhenden Biofiltermedien. Je mehr davon im System ist (und vom Wasserstrom erfasst wird), desto mehr Bakterien und Schwebealgen können von den dort lebenden Mikroben erfasst werden. Denn ein gesunder Biofilm besteht ja bekanntlich nicht nur aus unseren Nitrifikanten.
Jürgen hat geschrieben:
dabei sollte man die Ansammlung irgendwelcher Partikel, ob nun organisch oder anorganisch, die wegen ihrer geringen Größe den Vorfilter passieren, nicht mit dem Ab- und Austrag von Biomasse aus dem Biofilm heraus gleichsetzen. Nur der lebende und "nachwachsende" Biofilm kann Phosphor ständig akkumulieren und über dessen Abtrag aus dem Wasser transportieren.
Genau über einen solchen Biofilm reden wir. Und dabei meine ich, dass Einzeller in ruhenden Medien bessere Chancen haben, Mitbewohner im Biofilm zu sein.
Was unsere Vorstellung unterscheidet, ist die Art, wie die Biomasse ab- und ausgetragen wird. Im von dir bevorzugten Bewegtmedium werden regelmäßig kleine Flocken abgeraspelt, die eine Runde im Teich drehen und hoffentlich von einem guten mechaischen Filter herausgefiltert werden. Wir erinnern uns, bis zur endgültigen Entfernung aus dem System kann wieder Nährstoff in Lösung gehen und dafür ist eine hohe Umwälzrate kontraproduktiv.
Das ruhende Medium funktioniert anders. Es wird gezielt für kurze Zeit bewegt, so dass die Biomasse gelöst wird. Diese nährstoffreiche Brühe kann anschließend aus dem Biofilter abgelassen werden, ohne noch einmal durch den Teich geschickt zu werden. Da kann man gern in Kauf nehmen, dass die Einzeller hin und wieder mal ein paar Nitrifikanten mit fressen.
Beide Methoden haben gemeinsam, dass Biomasse entfernt wird, zuvor die zum Wachstum erforderlichen Nährstoffe wie Stickstoff- und Phosphorverbindungen, aus dem System gezogen hat. Das konnte in Form von "Fleischkonsum" (Bakterien fangen und fressen) geschehen. Die Mikroben können aber auch auf gelöste Stoffe zurück greifen, die wir los haben wollen.
Jürgen hat geschrieben:
Das Sammeln von Organik in massiv durchströmten Bereichen sollte der Vergangenheit angehören.
Nun finde bitte mal einen anderen Ausdruck dafür. Immerhin würde ich es sehr gerne und sehr deutlich von einer Ansammlung unterschieden wissen, die sich üblicherweise am Boden einer Absetzkammer bildet.
Jürgen hat geschrieben:
Erst Recht innerhalb einer Biokammer, deren Biofilme andere Aufgaben zu erfüllen haben als Dreckmagnet für Partikel zu spielen, da dies lediglich deren Raumleistung in den Keller fahren lässt, weil diese unnötige "Schmutzbarriere" auf dem Biofilm die Diffusionszeit erheblich erhöht.
Das ist in der Tat ein kleiner Makel. Die Schmutzpartikel könnten die Diffusion bremsen. Aber das halte ich nicht für so tragisch. Denn erstens reden wir von massiv durchströmten Bereichen. Zweitens werden ja Partikel und gelöste Stoffe aus dem Wasser entfernt und zeitnah entsorgt, die künftig die Energie nicht mehr belasten. Also stört mich der Makel nicht wirklich.
Jürgen hat geschrieben:
Es kommt nicht von irgendwoher, dass sich ausgerechnet das Movingbed-Verfahren durchgesetzt hat und das nicht erst seit es Koiteiche gibt.
Ja klar. Du sprichst von Anwendungen, in denen viel größere Schmutzfrachten in nur einem einzigen Durchgang durch die Abwasseranlage entfernt werden müssen. Allein die Menge des anfallenden Schmutzes und unser Kreislaufsystem machen es nicht mit einem Durchlaufsystem vergleichbar.
Kommen wir zur Ausgangsfrage: Wie sollte ein Teichsystem bemessen sein? Richtig ist zwar, dass es Systeme gibt, die bei einer geringeren Umwälzrate funktionieren und dem Besitzer Freude bereiten.
Wenn jedoch ein Neubau zu planen ist, so halte ich es keinesfalls für sinnvoll, an Bodenabläufen und der Verrohrung zu sparen, die unter dem Teich verläuft und die ich praktisch nie wirklich erweitern kann. Diese sollte in jedem Falle eine Mindestumwälzrate von 1:1 verkraften, ohne dabei nennenswerte Levelunterschiede zu verursachen.Sollte während des Teichbaus das Geld knapp werden, kann ich an anderer Stelle sinnvoller sparen. Zum Beispiel Bau einer vorläufigen Absetzkammer mit Maßen, die eine spätere Nachrüstung eines Trommelfilters gestatten.
Pfiffikus,
der darauf vorbereitet sein möchte, wenn man uns in 15 Jahren einen 2µ-Filter anbieten wird, mit dem man den kompletten Teich dreimal stündlich energiesparend filtern kann