Hallo,
und danke Chris, dass du meine Zeilen nochmals wiederholst.
TeichChris hat geschrieben:
wichtig ist doch wie viel Umwälzung brauche ich um den Schmutz zeitnah in meinen Vorfilter zubringen und wieviel Strömung brauche ich um Gammelecken zu vermeiden. Ist ein starker Algenbewuchs werde ich besser etwas mehr Gas geben als bei spiegelglatten Wänden...
Die Umwälzrate ist hierbei lediglich das Resultat aus den Anforderungen an die gerichtete Strömung und somit sind wir nun da, wo wir bereits waren. Es existiert keine verbindliche allgemeingültige zwingend einzuhaltende Umwälzrate. Übrigens ist es nicht selten gerade die falsch gerichtete und/oder zu hohe Strömungsgeschwindigkeit im Teich, die die Algenproblematik überhaupt erst hervorbringt und die Existenzberechtigung für Algizide begründet.
Zitat:
Der Filter soll also laut dem heutigen Stand der dinge den Schmutz möglichst abscheiden bevor er in Lösung geht - dafür ist meiner Meinung nach die Beckenbeschaffenheit bzw. einfach die Hydraulik im gesamt-System entscheidend...
Das mit dem in Lösung gehen ist eine gerne genutzte Beschreibung eines recht komplexen Vorganges. Dabei wird der echten Problematik, die sich daraus ergibt, aber nur selten Rechnung getragen. Tatsächlich beziehen sich viele, die diese Beschreibung verwenden, lediglich auf Stickstoffe und Phosphate. Korrekt betrachtet müsste man sich hierbei aber in erster Linie den organischen Komponenten widmen und beleuchten wie aus denen die bekannten Verbindungen Ammonium und Phosphat überhaupt entstehen. Auch hierbei sind Mikroorganismen von größter Bedeutung. Tatsächlich praxisrelevant mit entsprechendem zeitlichen Hintergrund ist jedoch nur das Herauslösen des Phosphors aus dem Kot der Fische, da der Ammonifikationsprozess im Vergleich hierzu recht träge abläuft. Untersuchungen von Fischfutterherstellern zeigten, dass der Fischkot bis zu 70% des aus dem Fischfutter aufgenommenen Phosphors enthält und dieser, abhängig von der Wassertemperatur, in weniger als einer Stunde größtenteils im Wasser gelöst wird. Die einzigen Abnehmer für Phosphor im Teich sind Pflanzen (überwiegend Algen) und Mikroorganismen wie die bekannten Filterbakterien. Letztere arbeiten hierbei wie eine Art Schwamm und saugen solange alles an P auf, bis sie regelrecht übersättigt sind und dann ist damit erst mal Schluss. Hier kommt dann der sich ständig selbst erneuernde Biofilm bewegter Medien wie Helx zum Tragen, der maßgeblich dazu beisteuert, dass P-Verbindungen durch den über den Vorfilter ausgetragenen Detritus überhaupt erst das Teichwasser verlassen können. Womit wir dann wieder bei der Strömung und Umwälzrate eines Teiches angelangt sind. Detritus besitzt eine nur sehr geringe Dichte und im Teich daher auch eine geringe Masse, die sehr leicht im Wasser umher getrieben werden kann. Eine zu starke oder falsche Strömung in einem Teich sorgt daher dafür, dass diese fein suspendierten Partikel nur sehr zufällig dem Vorfilter zugeführt werden und sich daher im Teichwasser aufsummieren. Leider auf eine Art und Weise, die man mit dem üblichen Meßequipment nicht verfolgen kann. Ein sich erhöhender PO-Gehalt kann zumindest als vages Indiz dafür hergenommen werden.
Wirklich dumm an der ganze Sache ist der Umstand, dass diese Partikel nicht nur aus PO bestehen, sondern überwiegend organischer Natur sind und sehr viele Mikroorganismen sich gerade von dieser Organik "ernähren" und da diese Partikel bei zu hoher und/oder falscher Strömung ihre Kreise bei den Fischen drehen, resultiert daraus zwangsläufig eine fortwährend hohe mikrobiologische Belastung der Lebenwesen im Teich. Auch bei optisch sehr klarem Wasser. Der gesamte Teich funktioniert in solchen Fällen als einziger rießiger Biofilter, mit all den Prozessen, die wir eigentlich nur auf die extra dafür gebauten und betriebenen Biofilter beschränken wollen.
Daher plädiere ich so sehr für weniger Strömung in unseren Anlagen und weg von dem unsinnigen Proletenspruch "Nur Vollgas bringt Teichspaß" und das gelegentliche Zulassen von Mulm auf dem Teichboden, denn dieser Mulm zeigt auf, dass sich auch kleinste Partikel aus dem Wasser lösen können, sedimentieren und damit auch entfernt werden können. Nur so kann man auch davon ausgehen, dass ein BA seiner angedachten Funktion nachkommt. Desweiteren besitzt solch eine Mulmablagerung am Teichboden lediglich eine Grenzfläche zum Wasser hin, befindet sich nicht mitten zwischen den fischen und ist bereits dadurch weit weniger kritisch zu bewerten als Millionen kleinster Partikel mit ebenso vielen Grenzflächen, die im Wasser unbemerkt ihre Kreise ziehen.
Zitat:
ABER um dies sicher zu stellen muss der Dreck auch raus! Er darf nicht wie früher einfach im Eck liegen und in Lösung gehen!
Mit dem Lesen des vorangegangenen Textes kann man solche Aussagen nun auch mal in einem anderen Kontext betrachten.
Viele Vorgänge in unseren Teichen sind nicht selten komplexer als man das für sich selbst annehmen möchte. Dabei spielt es eine große Rolle wie und von wo aus man so ein System betrachtet. Das große Ganze geht dabei viel zu oft wegen dem Verstricken in Details völlig unter und damit auch das Verständnis für diverse Abläufe. Selbst in Bereichen, in denen bereits alleine der gesunde Menschenverstand alles an Werkzeug zur Verfügung stellt um es korrekt zu bewerten, lässt man sich wegen irgendwelcher mißverstandener Details davon abbringen.