Keimbestimmung der Teichkeime, Sinn oder Unsinn ??
Dazu muß man sich erst einmal im Klaren sein was und wozu möchte ich bestimmen.
Ein so komplexes Ökosystem wie der Teich, der noch dazu auf ein funktionierendes
Bakteriensystem angewiesen ist, läßt sich systembedingt in seiner Gesamtheit nur
durch sehr umfangreiche Analyse erfassen.
Beginnen wir zuerst mit dem , was wir bestimmen wollen die Bakterien.
Bekanntermaßen besteht das Ökosystem Teich einerseits aus den gewollten Bakterien,
die im Filter ihre Arbeit verrichten und so erst das Leben von Fischen in einem
geschlossenen System ermöglichen.
Es sind dies im einzelnen :
Bakterien des biologischen Filterbereichs :
Nitrosomas Sp. -> entfernt Ammoniak
Nitrobacter Sp. -> entfernt Nitrit
Rhodoccus Sp. -> entfernt Schlamm und Schwefelwasserstoffe
Bacillus Sp. -> entfernt Kohlehydrate, Proteiine, Fette
Cellulomonas Sp. -> entfernt Cellulose, wandelt in Kohlehydrate um
Aerobacter Sp.* -> wirkt symbiotisch, fakultativ pathogen , Furunkulose
Pseudomonas Sp.* -> wirkt symbiotisch, fakultativ pathogen , Geschwüre
sowie Bakterien die sich im Wasser befinden und befinden können, die meist weniger er-
wünscht sind
Bakterien die üblicherweise in Gewässern vorkommen :
Schimmelpilze -> über das Futter vorallem Aspergillus flavus
Mykobakterien -> Fischtbc
Saprolegnia
Plesimonas shigelloides
Enterobakteriae Sp.* -> Edwardsiella tarda, ictaluri, Yersinia ruckeri
Flavobakterium
Flexibakter Sp. * -> Kaltwasserkrankheit
Renibakterium
Streptokokken
Clostridium
Vibrio Sp. * -> Vibriose
Chlamydien
Rickettsien
* = gramnegativ
Diese befinden sich zum Teil im Wasser und Boden z.B. die Enterobakterien, oder werden von extern über
Vögel, Wasertiere, Katzen, Neubesatz, Pflanzen , Menschen etc. in den Teich eingetragen
Nun sind diese Kerle doch sehr klein, so daß man zu Hilfsmitteln greifen muß um sie sichtbar
zu machen. Entweder man färbt deren Stoffwechselprodukte ( z.B. Bactident Oxidasetest , API 20E , API 20 NE Test bioMérieux ), oder man
rüstet seine Augen auf ( Mikroskop, Färbung, Bakterienform -> Stäbchen usw. ), oder man futtert sie bis ihr
Haufen so groß ist, daß man ihn mit bloßem Auge sieht ( Nährmedien ). Dabei sind Bakterienkolonien
mehr kugelrund, Pilze mehr wie ein Mikadohaufen
Im Trinkwasser sind normalerweise 0 und
max. 100 Keime pro ccm enhalten.
Es wäre nun unsinnig all´ diese Keime bestimmen zu wollen, womöglich noch innnerhalb
der Spezies diferrenziert.
Also muß man sich wie eingangs erwähnt Gedanken machen, was will ich in welchem Umfang
nachweisen.
Hier gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten :
1. Qantitativ
Hier untersuche ich nur welche Bakterienmasse so im Teich herumschwimmt ohne mir
Gedanken zu machen welche Bakterienarten das sein könnten.
Diese einfache Methode eignet sich hervorragend um z.B. die Wirkung der UVC Lampe
auf die Bakterien zu kontrollieren. Dabei geht man von dem Grundgedanken aus, wenn
die UVC Lampe eine Wirkung zeigt, müssen im Wasser vor der Lampe mehr Bakterien sein
wie nach der Lampe. Dabei interessiert weniger die Bakterienart noch die genaue
Menge, sondern nur das Mengenverhältnis vor und nach der Lampe. Ebenso eigent sich die
Methode um generell die Anzahl der Bakterien im Teich zu bestimmen. Zwar kann ich auf
Grund der Bestimmung nicht zwischen Filterbakterein oder Krankheitserregern unterscheiden,
aber wenn ich über einen bestimmten Zeitraum teste und plötzlich eine quantitative
Zunahme der Bakterien und der Fischprobleme habe, ist zumindest die Richtung vorge-
geben, in der ich suchen sollte. Schalte ich dann Ozon und/oder UVC an läßt sich die
Reduzierung des Ausgangsbefundes kontrollieren.
2. Qualitativ
Nun, wenn jeder zweite Fisch faustgroße Löcher im Bauchbereich aufweist nützt es mir wenig
zu wissen, daß Bakterien im Teich sind ; hier will ich schon eher wissen welche Bakterien
um ggfs. Maßnahmen dagegen ergreifen zu können.
Hier interessiert eher ob es sich um grampositive oder gramnegative Bakterien handelt und
welches Mittel hier ggfs. einsetzbar ist. Natürlich kann man diese Analysemethode soweit
treiben, daß man exakt den Keim und das dazu wirksame Antibiotika ermitteln kann.
Da viele bakterielle Hautinfektionen von der Gruppe der Aeromonas und Pseudomonas verursacht werden,
erscheint es mir für den Einzelfall ausreichend eine Gruppenzuordnung treffen zu können.
Das wäre bei Aeromonas gramnegativ , oxidasebildend.
Will man nun gezielt suchen bieten sich Systeme an wie das API 20 E bzw. API 20 NE von
bioMérieux . Hier lassen sich ganz spezifisch Keime , Antibiotikaresistenzen usw.
bestimmen ; ich meine aber das übersteigt die für den Teich notwendigen Maßnahmen.
Hier nun ein paar Erläuterungen zu der praktischen Durchführung :
Der Oxidasetest funktioniert wie jeder Streifentest. In´s Wasser halten, abschütteln , warten
und ablesen.
Bei den Nährböden eintauchen , leicht abschütteln und zuschrauben. Nährboden beschriften ( z.B. vor/ nach UVC ).
Dann sollte er 24 in den Brutschrank. Da die meisten wohl keinen Brutschrank haben, geht auch ein halbwegs
gleichmäßig warmes Plätzchen. Natürlich geht auch ein Backofen, wenn er konstant 37 Grad halten kann.
Da die Teichbakterein mediotrop sind dh. sich zwischen 20 und 40 Grad vermehren ist das weniger ein Problem.
Steht das Medium irgendwo bei 25 Grad, vermehren sich die Bakterien nicht so stark, aber der Test ist trotzdem
deutbar.
Bei den Nährböden haben sich nach meiner Erfahrung bewährt :
a. Speicheltest
Nachteile : relativ teuer und es werden im Wesentlichen nur Streptococcus mutans und Laktobazillen, die
jedoch für den Teich wenig relevant sind getestet. Die Bakteriengesamtzahl kann als Anhaltspunkt dienen.
b. Urintest
Dieser bietet ein größeres Spektrum wie der Speicheltest. So bietet z.B. Uritube M Bakterien und Hefe und Schimmelpilze. Servocult und Servotube eruieren Gesamtbakterienzahl, gramnegativ und selektiv Pseudomonas
der meistens für die sog. Lochkrankheit verantwortlich ist
Vor UVC
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nach UVC
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Hier beispielhaft einige Anbieter von Nährmedien :
http://www.bd.com/resource.aspx?IDX=7161http://www.medea-gee.de/pdf/Labor_4-24.pdfhttp://www.medizintechnik-pw.de/pdf/sch ... nostik.pdfhttp://www.arztbedarf-fassbender.de/dow ... bedarf.pdfZu beschaffen sind die Nährböden entweder über den Medizinversand,eine Apotheke oder ggfs. kann ich dem einen
oder anderen ebenfalls ein paar Nährböden besorgen.
Noch ein Hinweis : Teststreifen pH und Nitrit ( Urintest ) lassen sich auch am Teich benutzen, sind aber billiger
wie im Teichhandel ( 100 Stück ca 8 € ).
Und hier noch ein bischen Lesestoff
http://www.uibk.ac.at/microbiology/pdf- ... tik_ue.pdfhttp://www.imm.uzh.ch/teaching/Mikrobiologiekurs09.pdfGruß Wolfgang