Hallo zusammen,
nun schreibe ich hier über den Verlauf des letzten halben Jahres in Sachen Koihobby bei den Gehlhaars.
Durch meine eigene Fehler sind von 24 Koi heut nur noch 4 kleine Koi am Leben.
Angefangen hatte es im September 2009 mit Kiemenwurmbefall. Die Parasiten mit Erfolg bekämpft, das zur Sicherheit bestellte Parciquantelprodukt wurde zu dem Zeitpunkt nicht benötigt.
Kontrollabstriche ergaben keinen weiteren Befall.
Mitte September bekamen 2 Koi eine bakterielle Infektion, die mit 3 mal Antibiotika spritzen gut heilte.
Ende September, es wurde langsam kühler, schien alles in Ordnung.
In den Herbstferien flogen wir für eine Woche nach Lanzarote. Unser Teich war noch nicht abgedeckt und genau in dieser Woche wurde es kalt mit ersten Nachtfrösten.
Die Wassertemperatur sackte in kurzer Zeit von 20 Grad auf 12 Grad ab.
Nach der Rückkehr aus unserem Urlaub bekam der 67 cm große Kindai Showa ein paar abstehende Schuppen, die ich auch beobachtete.
Unternehmen konnte ich im Teich nichts mehr, weil das Wasser viel zu kalt für eine Behandlung war.
Unser 2 Jahre alter Brennwertkessel mit elektronischer Umwälzpumpe schickte nur wenig warmes Wasser zum Wärmetauscher vom Teich.
Ich hatte beim Heizungsbauer den Einbau einer zusätzlichen Umwälzpumpe in den Vorlauf zum Wärmetauscher bestellt, der aber schaffte den Einbau seit einiger Zeit nicht.
Der Teich wurde wie jedes Jahr Mitte Oktober abgedeckt und die Wassertemperatur erreichte im November 10 Grad.
Die Koi beobachtete ich nur an den Wochenenden mal kurz, weil ich morgens im Dunkeln zur Arbeit fuhr und Abends im dunkeln nach Hause kam.
Der 69 cm große Tancho-Showa und der 67 cm große Goshiki bekamen Schleimhautprobleme und standen apathisch rum.
Ich dachte an nix böses und wartete ab, denn viel tun kann man bei solchen Wintertemperaturen nicht.
Das wurde dann hart bestraft.
Innerhalb von 2 Wochen verstarben 4 Koi zwischen 57 und 69 cm.
Parasiten konnte ich nicht feststellen, aber die Koi hatten Entzündungen an den Flossen und anderen Stellen.
Bei den geringen Wassertemperaturen konnte ich nichts unternehmen. Eine Innenhälterung für so viele große Koi habe ich nicht.
Im Januar starb dann noch der 76 cm große Kohaku. Der hatte in den letzten Jahren im Winter oft am Boden gelegen, nun hatte es Ihn erwischt.
Im Februar bekam der 91 cm Doitsu Karashigoi ausgefranste Brustflossen und 2 Löcher in der Rückenflosse. Ich konnte nur tatenlos zuschauen, denn das Wasser hatte nur 7 Grad Temperatur.
Nun musste ich eine Strategie aufbauen, um im Frühjahr nicht alle Koi zu verlieren.
Den Plan schon Anfang März den Teich auf 17 oder 18 Grad zu bekommen musste ich bei den eisigen Außentemperaturen begraben.
Nachdem der Heizungsbauer endlich die zusätzliche Pumpe eingebaut hatte konnte ich Ende März endlich richtig heizen und somit auch die Fische behandeln.
Mein Plan:
-bei 12 Grad Wassertemperatur einen todkranken Koi fangen und lebend zum Landesuntersuchungsamt für Veterinärmedizin im Bremen bringen, um ein Antibiogramm erstellen zu lassen.
-die 60 Kubikmeter Teichwasser innerhalb von 7 Tagen auf 17 oder mehr Grad Erwärmen.
-dann mit dem wirksamsten Antibiotika die Koi spritzen um zu retten was zu retten ist.
Am 31.03.2010 brachte ich nach telefonischer Voranmeldung einen 40 cm Koi zum Landesuntersuchungsamt für Veterinärmedizin in Bremen. Der Koi hatte beidseitig Schuppensträube und ein 5 Markstück großes Loch an der Seite.
Soweit so gut, aber nach 8 Tagen hatte ich noch keine Nachricht vom Institut.
Telefonisch nachgefragt wurde mir gesagt, dass Untersuchungsergebniss sei per Fax unterwegs.
Dann endlich kam der Sektionsbefund mit ????????
Kiemenwurmbefall. Coliseptikämie. Superinfektion Pseudomonas spp.
? Was haben die gemacht ? Wo ist das bestellte Antibiogramm ?
Telefonisch bekam ich die Auskunft, dass bei Parasitologisch: Kiemenwürmer++nachweisbar
Bakteriologisch: Alle Organe ++++ Keimwachstum: E. coli Kiemen: E. coli +++ usw.
ein Antibiogramm nicht nötig wäre 
.
Auf eine nochmaligen telefonischen Nachfrage beim Landesuntersuchungsamt für Veterinärmedizin erfuhr ich, dass der Dr. am 31.04.2010 nicht im Hause war und die Untersuchung erst einen Tag später durchgeführt wurde.
Die hatten den lebenden Koi für 24 Stunden im Beutel ohne Sauerstoff
in seiner eigenen Gülle schwimmen gelassen und dann E. coli als Diagnose präsentiert ? (unglaublich oder???)
Nun wurde die Zeit knapp, denn eine bakterielle Infektion schreitet bei 18 Grad Wassertemperatur schnell voran.
Seitdem die Wassertemperatur nahe 18 Grad war, konnte man täglich neue Geschwüre bei den Koi erkennen.
Nun war der Gau vorprogrammiert, denn ohne Antibiogramm drauflosspritzen wäre Leichtsinn gewesen.
Am 09.04.2010 schrieb Feuermann:
viewtopic.php?f=9&t=10364Ich rief die Frau Jerneizcyk sofort an (Da kann man mal sehen wie sinnvoll ein Koiforum ist).
Es wurde ein Termin für Montag den 12.04.2010 um 16 Uhr vereinbart.
Am Sonntag den 11.04.2010 holte ich 3 weitere verstorbene Koi aus dem Teich, Ai Goromo 60 cm, Tancho-Sanke 67 cm und den Tancho-Kujaku mit 67 cm.
Frau Jerneizcyk erschien am 12.04. pünktlich um 16 Uhr.
Auch die Tierärztin fand in verschiedenen Abstrichen keine Parasiten.
Eine eigene Nachzucht von 50 cm mit ausgefransten Flossen wurde gefangen und zur Sektion mitgenommen, damit auch Hirn und Rückenmarkproben für einen PCR Test zur Verfügung standen.
Der 45 cm Shiro Utsuri (Europa Champion 2008 auf der Interkoi) wurde kurz gefangen und behandelt, aber da war kaum noch was zu machen.
Wasserproben und Tupfproben von den Fischen wurden genommen und ins Labor geschickt.
Am Donnerstagnachmittag bekamen wir nun endlich ein Antibiogramm und am Freitag den 16.04.2010 wurden zusammen mit dem Team Koidoc Bremen bei den Koi alle Wunden behandelt und das Antibiotika Sulfa.+Trimethopr. (Borgal) gespritzt.
Mit 4 Personen hatten wir, bei eisigem Nordwestwind und nur 6 Grad Lufttemperatur, 3 Stunden lang volles Programm zu tun.
Danach hieß es dann für Susanne und mich alle 2 Tage den Teich aufdecken, Koi fangen, betäuben und spritzen.
Die Fische waren nach dem Winter und ohne Nahrungsaufnahme seit Dezember 2009 schwach und die Antibiotika sprachen nicht an, wie man es sonst kennt.
Die Wassertemperatur konnte, aufgrund der kühlen Außentemperaturen, lediglich zwischen 18 und 19 Grad gehalten werden.
In der Zeit bis zum 19.05.2010 verstarben weitere Koi, zuletzt der männliche Ginrin Ochiba Shigure mit 81 cm Länge und der 91 cm große Doitsu Karashigoi.
Im Zuge der wochenlangen Behandlungen gab es nach einiger Zeit auch massiven Parasitenbefall, abwechselnd Costia und Kiemenwürmer

. Die Teichbehandlungen schwächten den Bestand ebenfalls enorm.
Fazit?:
-Schuld bin ich selber, denn im Oktober 2009 konnte man die bakterielle Infektion erahnen.
-Durch Auswahl eines unfähigen Labors (Landesuntersuchungsamt für Veterinärmedizin in Bremen) bekam ich mindestens 10 Tage zu spät ein Antibiogramm.
-Bevor einem der eigene Bestand verreckt sollte man auch ohne Befund handeln (Wäre in unserem Fall genau das richtige gewesen).
-Nachdem 2 mal mit Borg** gespritzt wurde, wechselte ich auf das bewährte Bayt***, weil die großen Koi kaum Besserung zeigten. Zuletzt wurde Chlorampeni*** noch versucht was zu retten. Diese 3 Antibiotika waren auf dem Antibiogramm als am wirksamsten aufgezeigt.
Gruß Lothar
(dem das alles sehr Nahe ging und wir erstmal keine Lust mehr auf das Koi - Hobby hatten und wir unsere Leser um Verständnis bitten, dass wir uns in dieser Situation etwas zurückgezogen haben

)