Hallo zusammen,
sorry das ich ein paar Tage nicht antworten konnte.
Thomas hat ja schon vieles vorweggenommen und einige andere Themen wurden durch Sepp ja auch schon hochgebracht.
Um eventuell aber trotzdem nochmal ein klein wenig mehr das Verständnis dafür zu schärfen, sei gesagt, dass so ein Koi ja keine Standard-Fließbandware ist und sich Preise somit nur äußerst schwierig vergleichbar machen oder in eine Kategorie reinpressen lassen.
Es ist alles in allem von ganz vielen Faktoren abhängig. Das ganze beginnt mit dem Kauf des eigentlichen Koi. Dieser muss bei jedem Züchter eine gewisse Qualität haben, damit er diesen überhaupt in seiner Obhut behält. Platz ist Geld. Und jeder Züchter hat, eigentlich genau wie die meisten Händler und Hobbyisten, immer zu wenig Platz. Daher ist das Privileg einer Azukari-Aufzucht, selbst wenn es eine Dienstleistung gegen Geld ist, schon mal prinzipiell von der gekauften Qualität und somit von einem höheren Anschaffungspreis abhängig.
Ansonsten sind die Kosten für die Azukari-Aufzucht halt von Züchter zu Züchter und vom Alter des Koi her abhängig. Ein Tosai kostet bei jedem Züchter weniger Mudpond-Charge als ein Nisai. Der Nisai kostet wiederum weniger als ein Sansai etc. und so lässt sich das Preis-Rad halt weiterdrehen.
Dabei kommen dann weitere Fragestellungen auf, die Thomas bereits genannt hat. Zum Beispiel wie soll der Koi über den Winter gehalten werden. Hier kann eine warme Unterbringung zusätzliches Geld kosten. Manche Züchter nehmen eine komplette Charge für eine vollständige Saison. Manche rechnen jede Halb-Saison separat ab. Einige Züchter können im Winter gar kein Warmhaus anbieten usw..
Der nächste Punkt ist der Versand. Hier ist es dann ähnlich wie bei der Mudpond-Charge. Einen Tosai zum Nisai in Japan zu lassen, bedeutet mindestens einen Nisai zu versenden. Einen Nisai zum Sansai wachsen zu lassen, bedeutet einen Sansai zu versende und damit dann schon mal locker den doppelten bis dreifachen Preis für die Fracht. Auch hier könnt Ihr das Spiel ja einfach fortsetzen.
Aber kommen wir mal zu etwas greifbareren Zahlen.
Wenn man jetzt mal den Händlereinkaufspreis im Falle eines Tosai betrachtet, dürfte sich dieser mindestens bei rund 1.500 Euro bewegen, damit der Koi auch als Azukari in Frage kommt.
Nach oben natürliche keine Grenzen.
Darauf kommen dann noch Kommissionen für beispielsweise Agenten oder andere Nebenkosten wie Bankgebühren bei der Bezahlung nach Japan (die durchaus auch schon dreistellig vor dem Komma ausfallen können) oder auch die Reisekosten. Denn der Fisch sucht sich ja nicht von alleine aus und der Kontakt zum Züchter entsteht nicht plötzlich über Nacht von alleine.
Aber eigentlich ist der EK des jeweiligen Fisches ja an dieser Stelle erst mal nebensächlich. Es ging Roland ja zunächst in der ersten Frage um die tatsächlichen Azukari-Kosten.
Hier kann man bei einem Tosai eines renommierten Züchter für die Aufzucht eines Tosai zum Nisai rund 30.000 Yen und bis zu 50.000 Yen einplanen. Ein Transport als Nisai käme dann in der etwa auf 300 Euro. Beim Nisai-Azukari reden wir dann schon von 50.000 Yen bis zu 80.000 Yen an Mudpond-Charge. Aber Vorsicht: Die Luft für freie Plätze wird deutlich dünner. Das bedeutet konkret, dass man hier schon eine Qualitätsstufe höher (und damit einiges teurer) einkaufen muss. Der Transport für den Sansai sollte dann bei rund 500 Euro bis 600 Euro liegen. Da ich natürlich auch den Nisai oder Tosai beim Kauf nach Deutschland hätte schicken lassen müssen, darf ich in dieser Rechnung bei der Fracht aber nur die Mehrkosten gegenüber dem Versand als ein Jahr jüngerer Koi ansetzen. Also sagen wir bei der Variante "Tosai zu Nisai" (Variante 1) lägen die Mehrkosten bei rund 250 Euro. Und bei der Variante "Nisai zu Sansai" (Variante 2) bei rund 300 Euro.
Damit hätten wir dann reine Azukari-Kosten (im Gegensatz zum sofortigen Import des gekauften Koi) bei der Variante 1 in Höhe von rund 500 bis 650 Euro und bei der Variante 2 von 750 bis 950 Euro.
Und zu guter Letzt kommen auf alle diese Kosten beim Verkauf an den Kunden noch 19% an Steuern drauf.
Aber leider ist die Frage von Roland an dieser Stelle ja nicht zu Ende. Es geht sich ja um eine Gesamtbetrachtung.
Und hier kommt zum krönenden Abschluss dieser spannenden Kalkulation mit vielen variablen, noch einiges hinzu.
Als erstes das Thema, welches Sepp schon angesprochen hat: Der Risikoaufschlag!
Hier gibt es in Japan unterschiedlichste Spielregeln für die Azukari-Aufzucht. Von einem vollen Ersatz durch den Züchter (z.B. bei Tot, Qualitätsverlust oder wenn der Koi sich als männlich anstatt weiblich entpuppt) bis hin zur Variante "Nada, Niente, Rien oder Nothing". Sprich der Händler hat in die Sch**e gegriffen und das investierte Geld vollständig in den Sand gesetzt.
Dieses Risiko wird und MUSS ein Händler definitiv auch mit einkalkulieren. Wie hoch er den Aufschlag hier ansetzt oder wie er das ganze Prozedere mit dem Kunden handhabt, ist aber überhaupt nicht allgemein zu sagen. Ob der Händler auf Risiko geht und dem Kunden hierfür fast nichts an Mehrpreis berechnet, oder ob er eine vollständige Absicherung durch einen 100%igen Risikoaufschlag wählt. Alles ist möglich und kann durch keinen Außenstehenden verbindlich gesagt werden.
Das betrifft natürlich genauso die Gewinnspanne beim eigentlich Verkauf des Fisches!!!
Gruß
Ralf