Hallo Koifreunde!
Als ich 2001 Rentner wurde, habe ich mir ein ungenutztes Schwimmbecken mit netto 30 cbm als Koiteich hergerichtet. Damit keine Kinder in das Becken fallen, ist das Becken etwa zur Hälfte in den Boden eingelassen. Das ist alles andere als ein harmonisch angelegter Gartenteich, eher ein größeres Hälterungsbecken. Trotzdem macht mir das Hobby viel Freude und ich versuche immer mal wieder, etwas Neues auszuprobieren.
Im Frühjahr 2005 habe ich Änderungen durchgeführt, um die Teichhygiene zu verbessern. Üblich ist es, einen Teich mit Bodenabläufen zu versehen. Das wäre bei mir nachträglich nur mit einem Riesenaufwand möglich gewesen. Ich habe mich für eine andere Lösung entschieden: Ich habe den Teich quasi in einen Vortex umgebaut. In der Mitte des Teichbodens, wo normalerweise der Bodenablauf liegt, habe ich einen Schlammabscheider installiert. Das Gehäuse ist vergleichbar mit einem Bodenablauf, statt 110 mm ist der Abfluss nur 50 mm. In dem Gehäuse ist ein Einsatz, der die Schlammabscheidung gewährleistet und sicherstellt, dass der gesammelte Schlamm in einem Spülvorgang mit 50-60 Liter herausgespült wird.
In der ganzen Saison 2005 war der Schlammabscheider im Einsatz. Meine Hauptpumpe ließ ich 0,5 Meter über dem Boden ansaugen, die Belastung für den Filter ist dadurch sehr gering geworden. Gegenüber den Vorjahren waren die Reinigungsarbeiten in 2005 ein Kinderspiel, eigentlich überflüssig. An der zweiten Pumpe hängt der Skimmer, sie wird während der Fütterungen ausgeschaltet. Die nominalen Förderleistungen der Pumpen liegen bei 14000 l/h und 10000 l/h, effektiv bringen beide zusammen etwa 13000 l/h. Der Einlauf sprudelt nicht, er ist so angelegt, dass ein möglichst großer Schub für die Teichrotation erzeugt wird. Wenn beide Pumpen laufen, ergibt sich eine beachtliche Teichrotation, die die Konzentration der Sinkstoffe ins Zentrum fördert. Die Neigungen im Bodenbereich sind mit 7 Grad relativ gering, lediglich im Zentrum sind es 15 Grad.
Der Schlammabscheider ist so angelegt, dass die Fäzes und die anfallenden Sinkstoffe in einen Sammeltopf fallen. Der Sammlereinsatz ist so ausgelegt, dass
a) die Koi die gesammelten Sinkstoffe nicht wieder aufwirbeln können,
b) der Sammler sicher ausgespült wird,
c) er größere Teile zurückhält und
d) er von außen gereinigt werden kann.
Der Schlammabscheider wird bedient wie ein Vortex. Ein Kugelventil, das etwa 70 cm unter dem Teichniveau liegt, wird bei Bedarf geöffnet.
Ich möchte nachdrücklich darauf hinweisen, dass ich kein Hobbyist mit langer Erfahrung, geschweige denn ein Teichbauexperte bin. Ich bin ein Bastler und bemühe mich, für Probleme pragmatische Lösungen zu finden. Ich habe noch nie einen Teich mit einem Bodenablauf gehabt, aber mit meinem derzeitigen Kenntnisstand würde ich bei der Planung eines neuen Teiches keinen Vortex, Spaltsieb- oder Trommelfilter einsetzen.
Einem Experten habe ich meinen Schlammabscheider per e-mail beschrieben. Für ihn kommen aber nur Bodenabläufe in Frage, weil er auch Anlagen plant und dann dafür gewährleitungspflichtig ist. Ein Koifreund hingegen, mit über 30jähriger Erfahrung, findet meinen Schlammabscheider „richtig gut“. Weil auch in Ablaufkegeln mit größerer Neigung die Sinkstoffe nicht immer so gut rutschen, wie man sich das wünscht, hat er extra eine Pumpe installiert, die täglich kurzzeitig für eine starke Rotation sorgt. Diese Anregung werde ich in der kommenden Saison mit einer Eigenbau-Rohrpumpe aufgreifen. Wenn die Koi sich über Nacht schön entleert haben, bekommt der Teichboden dann in den frühen Morgenstunden seinen Kehraus und die Koi werden zum Frühsport animiert.
Wenn Fäzes und Sinkstoffe durch Bodenabläufe genudelt werden und anschließend in Vorfiltern weiteren Turbulenzen ausgesetzt werden, wird ein erheblicher Teil davon in Trüb- und Schadstoffe aufgelöst. Das ist nirgendwo zu erkennen, weil sie nahezu unendlich verdünnt werden. Auf dem ersten Foto ist ein Abgang zu erkennen, den meine Koi produziert haben und den ich an der Verrieselungsstelle aufgefangen habe. Auf dem zweiten Foto ist der Bodensatz zu erkennen, nachdem ich die trübe Brühe abgesaugt habe. Mit der üblichen Teichtechnik werden die Trübstoffe in das System eingetragen und dann wieder mühselig herausgefiltert. Genau das soll der Schlammabscheider verhindern. Er soll Fäzes und Sinkstoffe einsammeln, wo sie anfallen, und aus dem System herausnehmen, bevor sie das Wasser trüben oder in Lösung gehen.
Mit den Erfahrungen, die ich in der vergangenen Saison mit dem Schlammabscheider gemacht habe, bin ich hoch zufrieden. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Schlamm sich trotz der geringen Neigung in 24 Stunden ansammelt. Ich sehe in den Abgängen nicht nur eine Hand voll Dreck, sondern eben auch konzentrierte Trüb- und Schadstoffe.
Leider lässt sich so ein Schlammabscheider nicht so leicht austauschen wie etwa eine Pumpe. Es werden sich kaum Koifreunde finden, die bereit sind, bei weiteren Versuchen mitzuwirken. Ich selbst bin aber überzeugt davon, dass man für manche Teiche mit weiteren Versuchen eine gute Alternative zu den Bodenabläufen herausarbeiten könnte.
Mir ist klar, dass ich hier die Position eines Außenseiters vertrete. Die Bodenabläufe werden ihren Stellenwert behalten. Ob sie allerdings die optimale Lösung sind, ob sie wirklich das Prädikat „Stand der Technik“ verdienen, daran wage ich nach meinen Erfahrungen in der vergangenen Saison zu zweifeln.
Auch wenn sich keine Nachahmer finden werden, würde mich doch interessieren, was alte Hasen von meinem Schlammabscheider halten.
Viele Grüße aus Schwelm von Erhard
Ergänzungen zum Thema Schlammabscheider 06.03.06
In den Jahren 03 und 04 hatte ich einen Bodenabsauger im Teich installiert. Damit habe ich vor jedem Wasserwechsel den Boden abgesaugt, geparkt wurde er unter einer Pflanzeninsel, er war jederzeit einsetzbar. Wegen Dichtigkeitsprobleme habe ich den Teich im Frühjahr mit einer neuen Kautschukfolie ausgelegt. Dabei habe ich nur ein geringes Gefälle eingezogen, ich wollte ja nach wie vor den Boden absaugen. Für Reinigungszwecke habe ich im Zentrum einen Topf installiert, den ich auch als Pumpensumpf nutzen kann. Für den Bodenabsauger sollte der Topf mit einer Ronde abgedeckt werden. Auf alle Fälle habe ich den Topf auch mit einer 50 mm Abflussleitung versehen. Zu dem Zeitpunkt, als das Foto der Folie 2 gemacht wurde, hätte ich nie offen zugegeben, dass in meinem Hinterkopf die Idee von einem Schlammabscheider rum spukte. Wenn ich geahnt hätte, wie effektiv der arbeiten würde, hätte ich ein größeres Gefälle eingezogen, aus dem Bauch heraus würde ich mindestens 15 Grad empfehlen. Der Schlammabscheider war nicht zielgerichtet geplant, er ist eher ein Zufallsprodukt.
Das Zusammenwirken von Rotation, Ablaufkegel und Bodenabläufe wird gestört, wenn der Ablaufkegel Bodenfalten hat. Hinter jeder Falte bleiben Sinkstoffe hängen. Schwimmbewegungen und Gründeln der Koi bringen die Hänger aber immer wieder auf Trab. Weil ich ja den Boden nach wie vor mit einem Bodensauger abfahren wollte, habe ich besonderen Wert darauf gelegt, die Folie im Bodenbereich faltenfrei zu verlegen Das ist mir mit der Kautschukfolie sehr gut gelungen, der Boden ist arschglatt. Auf der Folie 3 wird der neu ausgelegte Teich geflutet.
Wenn sich auf dem Boden ein Schmand gebildet hat, wird die Gleitfähikeit der Sinkstoffe reduziert. Weil mein Teich eine kompakte Form hat, bearbeite ich den Boden gelegentlich mit einem strammen Besen. Ein faltenloser und besenreiner Boden kompensieren vermutlich das geringe Gefälle.
Funktionsbeschreibung des Schlammabscheiders
Auf das ulkige, rot gezeichnete Gebilde auf Folie 5 kommt es an: Der schräg liegende Topfeinsatz liegt vorne auf der Abflussseite an, durch den hinteren 18 mm sichelförmigen Spalt fallen die Fäzes und die Sinkstoffe bei ausreichender Rotation in den Sammeltopf. Beim Spülvorgang ist die Strömungsgeschwindigkeit durch den Spalt verhältnismäßig gering. Da sie sich aber zunächst an der Senkrechten anlegt, wird der gesammelte Schlamm aufgewirbelt und sicher ausgespült. Für die eigentliche Spülung sind etwa 20 Liter ausreichned. Größere Teile als 18 mm werden zurückgehalten und können mit einem Kescher entfernt werden. Die Schlammabscheidung erfolgt völlig unabhängig vom Filtersystem.
Die Funktionsbeschreibung wird sicher manchen Zweifler auf den Plan rufen. Aber, Freunde, glaubt es mir, ich selbst bin immer wieder überrascht, wie effektiv der Schlammabscheider funktioniert. Wenn ich sehe, wie die Murre auf der Wiese verrieselt, dann bekomme ich immer wieder große erstaunte Kinderaugen.
Für Reinigungszwecke ist vor dem Kugelventil ein Abzweig installiert. Das Ende liegt über dem Teichniveau und ist mit einer Kappe verschlossen. Bei Bedarf kann der Einsatz mit einer Hakenstange herausgehoben werden. Den Einsatz herauszuheben, ist eine wackelige Angelegenheit. Ich habe ihn anfangs nur zur Optimierung herausgehoben, danach nicht mehr. Bei mir war das kein großes Problem, weil ich mich über die Brüstung lehnen kann und bin dann relativ nah dran.
Die Abgänge erfolgen bei mir automatisch, sicherheitsrelevante Bedenken habe ich nicht weil bei mir kaum Laub anfällt. Was an Blättern zufällig reingeweht wurde, ist immer problemlos mit abgegangen. Ich glaube, dass es für andere sicherheitsrelevante Fragen zufrieden stellende Antworten gibt.