hallo,
hier der Teil II
2.2.4. Kohlenhydrate Der ernährungsphysiologische Wert von Kohlenhydraten unterscheidet sich z. T. extrem bei den verschiedenen Fischarten. Warmwasserfische können einen viel grösseren Anteil an Kohlenhydraten verstoffwechseln als Kaltwasser- ( wie z.B. der Koi ) oder Salzwasserfische. Für Fische existieren keine genauen Bedarfszahlen für Kohlenhydrate, dennoch ist eine geeignete Substitution notwendig, da sonst Proteine und Fette für den gesamten Energiebedarf und für die Biosynthese von bestimmten physiologisch wichtigen Elementen herangezogen werden, die normalerweise aus Kohlenhydraten gewonnen werden. Die Enzyme für die Kohlenhydratverdauung sind offensichtlich im Verdauungstrakt der Fische vorhanden. Das Vorhandensein der Enzyme für die Hauptabbauwege der Kohlenhydrate, die Glykolyse, der Pentosephosphatweg, die Glukoneogenese und der Glykogenaufbau wurde von Shimeno (1974) nachgewiesen. Obwohl verschiedene Enzyme und Abbauwege für den Glukosemetabolismus entdeckt wurden, bleibt die genaue Rolle der Kohlenhydrate für den Gesamtenergiebedarf der Fische etwas unklar. Studien deuten darauf hin, dass die hormonelle und physiologische Regulation des Kohlenhydrat- und Energiestoffwechsels bei den verschiedenen Fischarten stark variiert und gleichzeitig unterschiedlich ist zu dem der Säugetiere (Shimeno, 1974; Cowey und Walton, 1989). Das rührt vorallem daher, daß der Koi die Körpertemperatur an der Wassertemperatur orientiert, während der Mensch wesentlich mehr Glukose benötigt um seine Körpertemperatur gegenüber der Umwelttemperatur konstant zu halten . Hinzu kommt ferner, daß der Fisch wenig Aktivität aufwenden muß um im Wasser zu schweben. Auch hier ist der Energie und damit Glukosebedarf wesentlich geringer. Ein weiterer Faktor ist, daß das Hirn des Menschen in der Regel größer und komplexer ist, und bekanntlich ist das Hirn der größte "Glukoseräuber" des Menschen. Daraus ergibt sich, daß der Glukose und damit Kohlehydratebedarf des Koi wesentlich geringer ist im Vergleich zum Menschen ( auch prozentual ).
Verwertung von Kohlenhydraten
Die relative Verwertbarkeit von Kohlenhydraten bei Fischen hängt von deren Koplexizität ab. Glukose, Saccharose und Maltose zeigten die besten Wachstumsraten, gefolgt von Dextrin und Fruktose, Galaktose und Kartoffelstärke bei Rationen mit 10 prozentiger Konzentration bei Seelachsen (Buhler und Halver, 1961). Regenbogenforellen nutzen problemlos einen 30 % Anteil an Glukose kombiniert mit 45% Rohprotein in der Ration, wohingegen 30% Glukose kombiniert mit 30% Rohprotein einen negativen Effekt auf die Wachstumsrate hatte (Bergot, 1979). Ein gleicher Trend wurde auch für andere Monosaccharide beobachtet. Regenbogenforellen nutzten 57 bzw. 64% der Bruttoenergie von Glukose in Rationen mit gleichzeitig 30 bzw. 48% Protein (Pieper und Pfeffer, 1979). In einem anderen Versuch wurde der Fettanteil einer Ration mit Kohlenhydraten steigender Konzentration von 2,5–18,3% ersetzt. Obwohl der Proteingehalt bei 40% und der Energieinhalt konstant blieben, zeigte sich mit steigendem Kohlenhydratanteil ein linearer Abfall der Gewichtzunahme (Hilton und Atkinson, 1982). Hohe Konzentrationen an verdaulichen Kohlenhydraten führten bei Salmoniden zu Lebervergrösserung und erhöhten Glykogeneinlagerungen (Pieper und Pfeffer, 1979). Die relative Verdaulichkeit von Glukose, Dextrin und Stärke wurde bei Karpfen und Meeresbrassen verglichen. Beim Karpfen waren die Wachstumsrate und die Futterverwertung von Stärke gefolgt von Dextrin und Glukose am besten, wohingegen bei der Meeresbrasse sich keine signifikanten Unterschiede der Zucker ergaben (Furuichi und Yone, 1982). Lachsbrut verwertete Glukose, Maltose, Stärke und Dextrin sehr gut, während Fruktose, Galaktose und Laktose schlecht verwertet wurden (Akiyama et. al., 1982). Die Fähigkeit Kohlenhydrate zu verwerten unterscheidet sich stark bei den einzelnen Fischarten. Studien zeigten, dass Karpfen, Tilapia und Meeresbrassen eine deutliche bessere Verwertung besassen als salmonidenartige Fische (Shimeno et. al., 1977; Atkinson und Hilton, 1981). Durch Einwirkung von Hitze und Druck (Extrudieren), können Kohlenhydrate, die sonst schlecht von Salmoniden verwertet werden können, aufgeschlossen und besser verdaulich werden. Im Allgemeinen können technisch aufgeschlossene Stärkeprodukte wie Weizen, Mastrationen von 40% beim Karpfen und 25% bei der Forelle ausmachen (Reiter, 2001; Goddard, 1996). Bei mehreren Fischarten, wie Karpfen, Meeresbrassen etc. wurden orale Glukosetoleranztests durchgeführt (Wilson und Poe, 1987; Furuichi und Yone, 1979). In allen Fällen resultierte die Verabreichuung von Glukose in einer persistierenden Hyperglykämie. Ein ähnliches Ergebnis wurde beobachtet als Regenbogenforellen Rationen mit 15 bzw. 30% Glukose verabreicht wurden (Bergot, 1979). Daraufhin massen Furuichi and Yone (1981) die Änderungen im Plasmainsulinspiegel während der Glukosetoleranztests. Der Insulinspiegel erreichte parelell mit dem Glukosespiegel nach ca. zwei Stunden nach Glukoseaufnahme sein Maximum. Der Zeitraum bis zum erreichen des Höchstlevels und die maximale Aktivität des Insulins entsprechen den Daten beim Diabeteskranken Menschen. Die verlängerte Hyperglykämie nach Glukosetoleranztests und die geringe Fähigkeit von Fischen Kohlenhydrate abzubauen, wurde auf ein geringes Vorhandensein von endogenem Insulin zurückgeführt (Wilson und Poe, 1987). Durch die Entwicklung der RIA Methode konnte jedoch gezeigt werden, dass der Insulinlevel in Fischen genauso hoch ist wie bei Säugetieren (Plisetskaya, 1990). Die relative Intoleranz von Fischen gegenüber hohen Dosen exogener Glukose ähnelt, trotz hohem Insulinspiegel, dem Zustand des insulinunabhängigem Diabetes mellitus (Hertz et. al., 1989). Gutierrez et. al. (1991) wiesen nach, dass der Muskel von Regenbogenforellen nur 3-10% an Insulinrezeptoren enthält wie der vergleichbare Muskel von Ratten und dass die Bindungskapazität der Insulinrezeptoren deutlich geringer ist als die von Säugetieren. Sie konnten aber keinen Unterschied in der Bindungsfähigkeit von Insulinrezeptoren bei Forellen, die mit unterschiedlich hohem Gehalt an Kohlenhydraten gefüttert wurden, feststellen. Aus neusten Erkenntnissen geht hervor, dass die Hyperglykämie durch kohlenhydratreiche ausschliesslich durch die schwache Insulinfreisetzung und Rezeptorkapazität verschuldet wird, wie ursprünglich vermutet. Kohlenhydratanteil in der Fischernährung
Obwohl bislang keine essentiellen Bedarfszahlen für Kohlenhydrate bei Fischen festgestellt wurden, sollte ein bestimmter Anteil in den Rationen enthalten sein. Kanalwelsbrut wuchs mit Kohlenhydratanteilen im Futter besser als mit Futter, welches nur Fette als nichtproteinogene Energiequelle hatte (Garling und Wilson, 1977). Sie dienen als Energiequellen und Bauteile verschiedener biologischer Verbindungen, wie z.B. der Nukleinsäuren. Da Kohlenhydrate die billigste Energiequelle in der Fischnahrung darstellen, sollte je nach Fischspezies der höchstmögliche Anteil beigemengt werden. Warmwasserspezies besitzen in der Regel eine bessere Fähigkeit Kohlenhydrate abzubauen als Kaltwasserbewohner (Lall, 1991). Besonders wachsende Karpfen können Kohlenhydrate energetisch ähnlich effektiv wie Fette verstoffwechseln. Gerne werden sie als günstiger Energieträger in der Karpfenteichwirtschaft in Form von Getreideprodukten/ Stärke, meist gewonnen vom Endosperm des Getreidekorns, verwendet. Stärke wirkt zudem als Bindemittel in pelletiertem oder extrudiertem Futter.
Aus diesen Wissenschaftlichen Erkenntnissen ergibt sich meines Erachtens, daß der Kohlehydratanteil eher niedrig gehalten werden soll, da die Nachteile wesentlich schwerer wiegen wie die Vorteile. Die Gewichtszunahme , die bei Karpfenmastbetrieben erreicht werden konnte steht in keinem Verhältnis zu den Nachteilen wie permanent erhöhter Insulinspiegel, Einlagerung der überschüssigen Glukose als Fett im Gewebe bzw. Glykogen in der Leber. Während dies in der Karpfenmast noch tolerierbar ist, da dies ja über einen verhältnismäßig kleinen Zeitraum ( 1 - 2 Jahre dann Verkauf ) erfolgt, erscheint mir eine Rechtfertigung beim Koi - der ja nicht gemästet werden soll - auf Grund der biochemischen und ernährungsphysiologisch nachteiligen Effekte nicht sinnvoll. Bei einem Fisch dieser Preisklasse sollte der Umstand, daß Kohlehydrate ein relativ billiges Futter darstellen in den Hintergrund treten im Gegensatz zur Karpfenmast.
Daraus ergibt sich vorallem die Wichtigkeit der Eiweiß- und Fettbestandteile sowie deren Zusammensetzung ( essentiell/ nicht essentiell ), sowie die ausreichende Substitution von Mineralien, Vitaminen , Spurenelementen. Da jedoch bestimmte biochemische Prozesse z.B. Fettstoffwechsel einen Glukoseanteil benötigen halte ich einen Kohlehydratanteil von 10 - 15 % für sinnvoll, vorallem wenn er die obengenannten Zuckerarten angemessen berücksichtigt.
Ich hoffe das sind ein paar Anhaltspunkte, denn wenn man weiß auf was es ankommt erübrigt sich eine Futterdebatte, weil dann erkennbar ist daß einige Futtersorten nur billiges Mastfutter zu überhöhten Preisen darstellen, andere zwar im Ansatz nicht schlecht sind, aber die biochemischen Notendigkeiten nicht vollständig umsetzen. Nur wenige Hersteller listen ihre Bestandteile so auf, daß eine Beurteilung und Qualifikation möglich ist. Hier wäre es Sache des enrnsthaften Koihalters sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Hersteller und Vertrieb ggfs. so lange mit Nachfragen zu nerven, bis eine einwandfreie Deklaration den Nutzen des betreffenden Futters belegt. Es reicht sicher nicht aus der schönen Werbung zu glauben die z.B. Heilerde empfiehlt, die jedoch nachweislich nach Untersuchungen der Uni München bei Schweinzucht einen geringen und bei Koi´s gar keinen Effekt hat. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Dies ist nach meiner Ansicht auch der Grundstock einer artgerechten Haltung und damit ein Teil des Tierschutzes. Das ist sicher nicht wenn ein an sich von Natur aus gründelnder Fisch in einem kahlen Folienbecken mit Hunde oder Katzenfutter gehalten wird. In diesem Sinne Wolfgang
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