Ein Symptom macht noch kein Syndrommit dem Problem ``Energiemangelsyndrom`` (EMS) beschäftige ich mich seit längerer Zeit (siehe ältere Beiträge von mir)weil es einfach spannend ist mehr über dieses komplexe Thema in Erfahrung zu bringen. Und die Syndromzeit naht.
Warum liegen Karpfen bei sehr niedrigen Wassertemperaturen manchmal auf einer Seite?
Weil sie es zulassen,…
wenn es ihnen gut geht! Unter optimalen Bedingungen geraten Karpfen in einen Ruhezustand und verbringen die stille, kalte Zeit mal horizontal liegend, dann auch mal in einer Schräglage auf dem Teichgrund. Das ist ein ganz normales, natürliches Verhalten.
Bei Temperaturen unter 5°C werden die Reizaufnahme u. – beantwortung und alle energieverbrauchenden Prozesse sehr stark reduziert(Atemfrequenz kaum sichtbar und Herzschlag auf 2-3 mal/min.) Ein gesunder Karpfen, mit einem ausreichenden Gesamtkörperfettgehalt (einem guten BMI

), kann bei niedrigen Temperaturen von 1 bis 0,5°C längere Zeit problemlos überwintern. (diverse Autoren)
>> Offensichtlich bewirken Temperaturen < 5°C bei den wechselwarmen Fischen eine weitest gehende Unempfindlichkeit gegenüber mechanischen Reizen, solange ihre sonstigen physiologischen Umweltansprüche (Sauerstoff, Kohlendioxid, Gasspannungen, Druckverhältnisse, pH u.a.) gewährleistet sind und keine toxischen Einflüsse vorliegen.<< (Schreckenbach, VDSF 3/1999)
>>Die Reduzierung aller Stoffwechselvorgänge kann bis zur Erstarrungsgrenze der Fische führen…<< (Steffens 1985).
Hier ein paar Zeilen aus der Dissertation von Christian Bauer aus dem Jahr 2002.
>> Spricht man mit Fischern und Teichwirten über den Karpfen im Winter, dann besteht so gut wie einhellig die Meinung, dass sich die Karpfen in größeren Mengen an tiefen Stellen des Teiches sammeln und dort überwintern. Je nach Größe des Teiches und des Besatzes können ein bis mehrere Lager (Abb. 2) existieren, die dann bei der Abfischung der Winterteiche im Frühjahr zum Vorschein kommen können. PLANANSKY (1961) beschreibt ein solches Winterlager folgendermaßen: „...Da finden wir Lager an Lager in Form von fast ununterbrochenen, nur einige Meter breiten, aber oft ziemlich langen, 10 bis 20 cm tiefen, bis auf ganz festen Schlamm ausgeschlagene Mulden.“ „… Als Winterlager bezeichnet WALTER (1903) eine größere vertiefte Stelle im Winterteich, wo sich die Karpfen beim Eintritt des Frostes sammeln. „…Ansonsten wird davon ausgegangen, dass das Winterlager eine von den Fischen im Zuge der Einwinterung geschaffene Struktur ist (z.B. REICHLE 1998).“ >>…Eine allgemein gültige Aussage ist nicht zu finden, da kein Winterteich dem anderen gleicht und daher meint PLANANSKY (1961), dass sich die Fische die für sie am günstigsten Stellen aussuchen, ob das jetzt die tiefsten Bereiche des Teiches sind oder nicht.
>>…Nach der Erläuterung der Bedeutung der Winterung und der Beschreibung der Winterlager muss man sich die Frage stellen, was die Karpfen im Winter eigentlich treiben. Wie verhalten sie sich in den Winterlagern? Zu dieser Frage findet man in der Literatur unterschiedliche Ansichten. … Nach REICHLE (1998) suchen die Fische ab einer Wassertemperatur von etwa 6 °C die Winterruheplätze an ausreichend tiefen Stellen auf und schaffen sich dort Vertiefungen im Schlamm. Bei GELDHAUSER (1996) ist nachzulesen, dass sich die Karpfen knapp über Grund zu großen Pulks versammeln, aber auch auf Grund setzten oder sogar ein Stück im Schlamm einsinken können. >>… In diesen Lagern verbringen die Karpfen den Winter. Nach ŠUSTA (1905) ermöglicht eine belanglose Atmung und unbedeutende Bewegungen ein Überdauern des Winters ohne besondere Gewichtsverluste. >>… Allgemein wird also angenommen, dass sich die Karpfen ab einer bestimmten Wassertemperatur am Grund sammeln und den Winter ohne nennenswerte Aktivität, bei eingeschränktem Stoffwechsel überdauern. Nur Störungen oder schlechte Umweltbedingungen, wie etwa ein niedriger Sauerstoffgehalt, bewegen die Fische dazu aus der Winterung aufzustehen und umherzuschwimmen, was als bedrohliche Situation für den Bestand gesehen wird und zu Verlusten führen kann..<< Zitat Ende
In einem typischen Koi-Teich finden die Fische kaum eine Möglichkeit sich in einem Winterlager abzulegen, eine schützende Mulde zu bilden um nicht in Schräglage zu geraten und um nicht abgetrieben zu werden. Sie nehmen es dennoch wie es kommt, suchen wenn immer möglich eine günstige Stelle auf und legen sich hin. Und wenn sie dabei einmal in eine Schräglage geraten, dann ist´s für sie auch ok. Bis der Koihalter kommt und aus Angst vor einem möglichen Energiemangelsyndrom sofort für Stress sorgt.
Der Laie macht aus nur einem Symptom schnell ein Syndrom (Syndrom, med. Symptomenkomplex; aus mehreren Charakteristischen Symptomen sich ergebendes Krankheitsbild).
Die Aussage: Fisch liegt auf der Seite = ``Dreher`` = EMS, ist meiner Meinung nach
nicht richtig.
Hierzu noch eine Aussage von (R.Spangenberg und K. Schreckenbach, 1984) >> Die DE tritt häufig akut innerhalb weniger Stunden bei einzelnen Fischen oder der Masse des gesamten Bestandes auf. Die Karpfen weisen zunächst eine gesteigerte Erregbarkeit auf und beginnen anfangs in Schräglage und später mit Drehbewegungen zu schwimmen. Der Augendrehreflex ist gestört, und häufig treten Muskelzuckungen auf. Äußerlich sichtbare sowie histologische Organschädigungen sind nicht festzustellen. <<
Eine ``Hautverschleimung``, wird oftmals auch mit dem EMS in Verbindung gebracht und wird ggf. als ein weiteres Anzeichen eines vorliegenden Energiemangels angesehen. Auch diese Diagnose ist häufig mangelhaft.
>> Auf der Körperoberfläche verringert sich bei niedrigen Temperaturen die Schleimabsonderung bei erhöhter Schleimkonsistenz. Dadurch nimmt z.B. die Schleimzellenzahl in der Haut von Karpfen und Rotaugen von 2,0 bis 4,6x 10³ Stck./mm2 im Sommer auf 4,9 bis 8,1x 10³ Stck./mm2 im Winter zu. << (Schreckenbach 1998, zitiert Pietrock 1992)
Demnach ist auch eine augenscheinliche, starke Verschleimung im kalten Wasser vollkommen normal. Energieeinsparung ist das Ergebnis.
Fortsetzung folgt… vielleicht.
Wie lässt sich eine gesicherte Diagnose stellen?
Wann hilft Kochsalz? usw.
Bis dahin, immer schön cool bleiben.