Wasserpflege im Koiteich
Doch bevor wir uns nun damit beschäftigen, was zu einem guten Wasser führt, betrachten wir zunächst, welche Faktoren mitverantwortlich für eine schlechte oder weniger gute Qualität sind. Von außen betrachtet, scheint die Koi-haltung kein Hexenwerk zu sein. Alles, was es dafür braucht, sind ein Teich, ein leistungsstarker Filter, ein paar Koi und Futter. Das war's. Und dank moderner Filtertechnologien wie Papier- und Trommelfilter ist das Maß an Mannpower, die man in das Management des Teichs investieren muss, erheblich zurückgegangen. Doch wie so häufig sind die Dinge auch am Koiteich nicht ganz so einfach, wie sie zunächst scheinen. Denn betrachtet man nur einmal den Weg des Futters und die Einzelteile, in die es sich zerlegt, so zeigt sich Erstaunliches.
Der Stoffwechsel Der Koi versucht, möglichst viele der im Futter befindlichen Nährstoffe in seinen Organismus aufzunehmen, um diese dort in den Stoffwechsel und damit auch für Wachstum und Volumenzunahme zu investieren. Doch kann er nicht alle Nährstoffe aus dem Futter aufnehmen und scheidet diese überschüssigen Nährstoffe im Kot wieder aus. Dazu gibt er als Endprodukt seines Eiweißstoffwechsels erhebliche Mengen an Ammoniak (das schnell größtenteils zu Ammonium wird) ab. Stark vereinfacht ausgedrückt sind die das Wasser belastenden Parameter das nicht vom Körper aufgenommene Phosphat und das durch den bakteriellen Abbau des Ammoniums entstandene Nitrat. Und beide dienen als Hinweis auf die Belastung und Qualität des Teichwassers, da sie bis auf eine geringe Aufnahme durch Algen nicht weiter im System abgebaut werden können; eine Ausnahme bilden Pflanzenfilter, die größere Mengen davon umsetzen können.
Wasserbelastung Um einen Hinweis zu geben, ab wann man von einem belasteten Koiteichwasser spricht, können folgende Messwerte herangezogen werden: Phosphat über 2 mg/1 und Nitrat 20 mg/1 über dem Wert des Leitungs- oder Grundwassers, mit dem der Teich gefüllt wird. Vielleicht erscheint Ihnen der Phosphatwert von 2 mg/1 als gering. Im Vergleich mit natürlichen Gewässern ist er jedoch immens hoch. Denn dort sprechen manche Wissenschaftler bei Phosphatwerten ab 1 mg/l von fäkaler Belastung. Am Koiteich zeigt sich eine beginnende Belastungssituation nicht nur am Phosphat- und Nitratgehalt, sondern zudem an einer mehr oder weniger starken Gelbfärbung des Wassers, ohne Oberflächenabsaugung an einer intensiven Schaumbildung und, ist die Qualität des Wassers bereits seit längerer Zeit unzureichend, zudem an der Geruchsbildung. Und da sich beim Koi Stress nicht sofort in Erschöpfung und Krankheit bemerkbar macht, kann man sich nicht vorstellen, wie lange sich Koi ein solches Wasser gefallen lassen und guten Appetit zum bösen Spiel vorspielen. Aber: Halten die Stressfaktoren an und kommt der Koi in die Phase der Erschöpfung, verlangsamt und verschlechtert sich seine Immunantwort. Das führt fast immer zu diffusen Krankheitsbildern, die scheinbar ohne Grund begannen und für die es keine wirkliche Therapie gibt, außer die fehlerhaften Umstände in der Umwelt der Koi zu finden und zu beseitigen. Doch muss es eigentlich soweit nicht kommen. Hierzu nun einige Tipps.
Besatzdichte Wasserpflege beginnt mit einer vernünftigen Besatzdichte. Die Angaben in der Literatur dazu sind teils widersprüchlich. Doch mit der Besatzdichte steht und fällt am Koiteich alles. Sie entscheidet nicht nur darüber, wie gut oder schlecht die Wasserqualität sein wird, die sich einstellt, sondern zudem, welcher technische Aufwand zum Betrieb des Teichs notwendig ist und wie viel menschliches Zutun trotz aller Technik gebraucht wird. Würde man nun eine Angabe machen, von der man sehr sicher wäre, dass sie in der Praxis auch tatsächlich funktioniert, so wäre diese: Bei der Haltung von Jumbokoi mit 80 cm und mehr sollten Sie nicht mehr als einen Koi auf 5.000 Liter setzen. Bei Koi (eventuell männliche), deren Wachstum vor Erreichen der 70-cm-Marke stoppt, maximal einen Koi auf 2.000 bis 3.000 Liter Teichvolumen. Dann kann man sich recht sicher sein, dass bei normaler Unterhaltung der Anlage die Wasserqualität in der Regel nicht zum Problem wird. Doch schnell steht nun die Gegenfrage im Raum: Wer möchte in 20.000 Liter lediglich sieben bis zehn meist kleine Koi pflegen? Wahrscheinlich nicht viele. Deshalb braucht unsere Formel für die optimale Wasserqualität eine weitere Variable. Und diese heißt schlicht: Wasserwechsel. Wasserwechsel Üblicherweise steigt die Konzentration von Nitrat und Phosphat im Teichwasser konstant an. Sollten Sie Ihren Phosphatwert überprüfen, so erschrecken Sie nicht, wenn Ihr Teichwasser den Maximalwert von 2 mg/1 um ein Mehrfaches übersteigt. So wurden schon Werte zwischen 10 und 15 mg/l gemessen. Aber auch beim Nitrat können zwischen dem Leitungs- und dem Teichwasser Unterschiede von 100 mg/l und mehr liegen. Und was macht man nun mit Stoffen, die man auf natürlichem Weg nicht mehr reduziert bekommt? Richtig, man „wirft sie weg". Und dieser an fast allen Koiteichen stark vernachlässigte Vorgang heißt Wasserwechsel oder genauer Teilwasserwechsel. Man entsorgt einen Teil des belasteten Wassers und ersetzt ihn gegen frisches, kaum belastetes Frischwasser. Auch wenn wir die Belastung des Teichwassers exemplarisch an Phosphat und Nitrat festgemacht haben, so gibt es doch weit mehr ins Wasser gelangte Stoffe, bei denen die einzige Möglichkeit der Reduzierung der Wasserwechsel ist. Alles, was wir nun noch benötigen, ist eine Verknüpfung der beiden Faktoren Besatzdichte und Wasserwechsel. Die Frage ist, wie viel täglichen oder wöchentlichen Wasserwechsel wir also zu welcher Jahreszeit brauchen, um bei funktionierender Filteranlage sicherzustellen, dass das Wasser für die Koi frisch ist. Dazu werfen wir nun zunächst einmal einen Blick ins Mutterland der Koi, nach Japan. Wer einmal Bilder von japanischen Koifarmen gesehen hat, ist wahrscheinlich über die große Zahl an Koi, die dort in den Becken schwimmen, geradezu erschrocken. Besatzdichten von 60 Koi mit 80 Zentimetern Länge und mehr auf 30.000 Liter sind keine Seltenheit. Doch kommt jetzt das große und bekannte Aber. Japanische Koizüchter halten ihre Koi nur in den Wintermonaten in den Innenanlagen, also dann, wenn Wassertemperatur und Stoffwechsel niedrig sind. Wird gefüttert, dann nur minimal. Und dennoch bekommt ein solches Koibecken einen täglichen (!) Wasserwechsel von fünf bis zehn Prozent des Gesamtvolumens. Das sind 1.500 bis 3.000 Liter. Dies aber nur, wenn das Wasser optisch und messbar einwandfrei erscheint. Zeigt sich eine Belastung, so werden zusätzliche Wasserwechsel von bis zu 30 Prozent am Tag durchgeführt. Rechnet man dies nun auf besagten 30.000-Liter-Teich um, so werden in einem normalen Winter dafür 100.000 Liter gebraucht. Auf den Sommer lässt sich das nicht umrechnen, dann ist eine so dichte Haltung nicht möglich. Bei den oben angegebenen Mindestwassermengen für Jumbo- und normalgroße Koi würde ein wöchentlicher Wasserwechsel von etwa 20 Prozent unterstellt, täglich also rund drei Prozent. Nun kann die Formel für eine gleichbleibend hohe Wasserqualität dahingehend verfeinert werden, dass man für jeden Koi, den man mehr halten möchte, den täglichen Teilwasserwechsel um 0,3 Prozent erhöht. Die unten stehende Tabelle zeigt dies stellvertretend für einen 20.000-Liter-Teich. Sie legt eine Wassertemperatur von über 20 °C bei normaler Fütterung zugrunde. Bei niedrigen Temperaturen und geringerer Fütterung sind die Werte entsprechend kleiner. Die Obergrenze sollte bei einem Koi pro Kubikmeter Wasser liegen. Bringt man diese Tabelle nun in Relation zu noch größeren Teichen und vor allem zu den Wasserkosten in manchen Kommunen, so beginnen schwächer besetzte Teiche doch plötzlich wieder in einem neuen, deutlich charmanteren Licht zu leuchten. Wasserwechsel ist nicht alles Sie sollten berücksichtigen, dass die Wasserqualität im Koiteich nicht alleine von der Besatzdichte und dem Wasserwechsel abhängt. Auch andere Parameter wie Filterleistung, Wasseraustausch zwischen Teich und Filter, Größe des Biofilters etc. spielen eine große Rolle. Nur sind dies meist konzeptionelle Faktoren, die einmal während der Planung und des Baus festgelegt werden. Wasserwechsel in Relation zur Besatzdichte ist jedoch ein Teil des Managements. Aber dieses Management funktioniert auch nur dann einwandfrei, wenn der Teich konzeptionell, also von der Filtertechnik und vom Wasserumsatz, in Ordnung ist.
Gruss Norman
_________________ -------------------------------------------------------------- Teichvolumen 39m³, Teichtiefe 1,4meter und 2meter Trommler Biofilter (35m² Japan-Matten und 500Liter Helix) FlowFriend PRO Der Shop für Teich- Tier & PE-Schweißarbeiten http://www.Mega-Koi.de
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