Hallo Berit, hallo Thomas,
Berit hat geschrieben:
ich versteh nur Bahnhof. Aber ich kämpfe!

viele viele Jahre ist es her, da hatte ich mal Biologieunterricht. So ein klein wenig erinnere ich mich noch daran. Deshalb will ich mal versuchen, euch die Sache mit den Mutationen ein wenig farbig zu markieren. Möglicherweise hilft euch das bei eurem Kampf. Und wenn ich mach an einer Stelle möglicherweise falsch erinnere - kein Problem. Es gibt mit Sicherheit genügend Fachleute hier, die meine Erinnerungen wieder gerade rücken können.
Die Viren sind sehr sehr weitläufige Verwandte von uns und deshalb besteht unsere Desoxyribonukleinsäure (DNA) genauso wie die der Viren aus den vier Nukleobasen, nämlich
Adenin (A),
Guanin (G),
Cytosin (C),
Thymin (T).
Die Erbinformation ist in einer DNA verschlüsselt. Am Beispiel der PHV-Viren*), die schon gröβere Bestände der Mutz befallen und hinweggerafft hat, soll einiges erklärt werden. Die DNA eines PHV-Virus hat diese Gensequenz:
TGCGCAAGTGCCACATCTGGCCGACACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Aus dieser Folge von Basen entschlüsselt ein PHV-Virus seinen Aufbau und seine Eigenschaften. Diese untergliedern sich in mehrere Teile:
Rot: Krank machende Eigenschaften des Virus (manche nennen es Pathogen)
Blau: Aufbau des Virus usw.
Schwarz: Unbekannte Funktion bzw. bedeutungslos
TG
CGCAAGTGCCACATCTGGCC
GACACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Was ist eine Mutation?
Durch irgendwelche Strahlung - Grüße aus dem All, aus dem Erdinneren oder noch aus Tschernobyl kriegt die Viren-DNA etwas Strahlung ab. So ein Zufall, dass es gerade das Virus unter unserem Mikroskop traf! Genau das gezeigte DNA-Molekül!
Das Original:
TGCGCAAGTGCCACATCTGGCCGACACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Daraus wurde:
TGCGCAAGTGCCACATCTGGCCGAC
TCACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Zum besseren Verständnis hab ich die veränderte Stelle des PHV-Virus grün eingefärbt. Die Veränderung geschah in einem Bereich, der für den Aufbau des Virus verantwortlich ist. Die Nachkommen werden anders aufgebaut sein. Wahrscheinlich wären sie irgendwie behindert. Die natürliche Auslese wird dieses Experiment der Natur alsbald wieder zu den Akten legen. Eher unwahrscheinlich, doch sehr wohl möglich ist die Mutation ein Vorteil für die Nachkommen von unserem Virus. So geschah die Evolution, die uns zu Menschen gemacht hat.
Damit ist eine der eingangs gestellten Fragen beantwortet. Die meisten Mutationen, die in einem ein PHV-Virus geschehen, werden wir garnicht mitbekommen, weil sie nicht konkurrenz- bzw. überlebensfähig sind.
Geschieht die Mutation im pathogenen Bereich, so mag es sein, dass die PHV-Krankheit schwerer wird, doch auch das Gegenteil könnte eintreten.
Nachweis
Da die PHV-Seuche weltweit auftritt, arbeiten Forscher in aller Welt an einer Nachweismethode. Es wird ein Primer entwickelt, der nach folgender Sequenz sucht:
ACACACCTGAT
Leicht zu erkennen wird dieser Primer an der grün markierten Stelle fündig.
Original Viren-DNA:
TGCGCAAGTGCCACATCTGGCCGAC
ACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Wer vergleicht, wird feststellen, dass diese Abfolge von Genen ein Stück Aufbau und Undefiniertes vom PHV-Virus umfasst. Damit lässt sich eine PHV-Infektion nachweisen, sofern genügend Viren in der Probe enthalten sind. DNA, die diese Sequenz hat, wird angezeigt.
Impfstoff
Aufgrund der vielen Fälle von PHV-Infektion, von denn ganz gehäuft die Mutze in Albanien betroffen waren, entschlossen sich albanische Wissenschaftler, eine Impfung zu entwickeln. Man kultivierte PHV-Viren in Zellkulturen und bestrahlte diese mit UV-Licht. Wie oben beschrieben begünstigt die Strahlung die Entstehung von Mutationen. Die albanischen Wissenschaftler selektierten und kultivierten vor allem die Viren, die eine Veränderung im pathogenen Bereich erfahren haben (rot gekennzeichnet)
Original-DNA (Feldvirus):
TG
CGCAAGTGCCACATCTGGCC
GACACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Veränderte DNA:
TGCGC
TAG
CGCCACA
ACTGGCCGACACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Diese veränderten Organismen wurden nicht durch die Evolution ausgelesen, sondern durch gezielte Selektion der Viren, deren pathogene Eigenschaften zerstört worden sind. Wird eine Mutz von solchen veränderten PHV-Viren infiziert, so wird sie nicht mehr ernsthaft an PHV erkranken. Vielmehr wird die Mutz ihr Immunsystem so einrichten, dass es PHV-Viren, schneller erkennt und lernt, sie zuverlässig noch vor einem Ausbruch zu bekämpfen.
Weil dieser Impfstoff 3 Mutationen erfahren hat, wird er als P3 bezeichnet.
Diagnose geimpfter Tiere
Der herkömmliche Primer, der bisher verwendet wurde, um PHV zu diagnostizieren, ist bei geimpften Tieren unbrauchbar. Denn die Sequenz:
ACACACCTGAT
findet sich sowohl im Feldvirus, als auch im Impfstoff. Deshalb würde jede geimpfte Mutz mit dem herkömmlichen Primer PHV-positiv getestet.
Um zu diagnostizieren, ob eine Mutz geimpft ist, mussten die albanischen Wissenschaftler einen neuen Primer entwickeln. Dieser sucht nach der Sequenz:
GCTAGCGCCACA
Impf-DNA:
TGC
GCTAGCGCCACAACTGGCCGACACACACCTGATGTGTGCCTAACTGCTGG
Diese Sequenz findet der Primer nur im Impfstoff, jedoch nicht im Feldvirus.
Gefahrenabschätzung geimpfter Tiere
Die albanischen Wissenschaftler teilen mit, dass kein Ausbruch durch die Viren in P3 verursacht werden kann, selbst, wenn die Mutz extremen Stress ausgesetzt wird. Die bereits vorhandene Immunität und die drei Mutationen sollen dazu führen, dass eine geimpfte Mutz nicht mehr erkranken kann.
Ein weiters Problem von Impfungen mit Lebendimpfstoff wie P3 wäre die Möglichkeit, dass ein frisch geimpfter Patient naive Artgenossen anstecken könnte.
Auf dieser Seitewird dieses Risiko für die Polio-Impfung beim Menschen beschrieben. So etwas könnte natürlich auch bei geimpften Mutzen auftreten. Beim Kauf einer geimpften Mutz erscheint dieses Risiko vergleichsweise gering. Denn die Impfung darf in Deutschland nicht durchgeführt werden, so dass wir hier kaum ein FRISCH geimpftes Tier in der Hand halten dürften.
Es konnte bisher auch noch nicht nachgewiesen werden, dass eine aus Albanien nach Deutschland importierte geimpfte Mutz an PHV erkrant ist.
Der gröβte Importeur von albanischen Mutzen garantiert, dass ein bereits vorhandener Mutz-Bestand von neu dazugekommenen nicht gefährdet werden kann. Offenbar hat er noch einen anderen Primer, welcher den Feldvirus nachweist, ohne sich vom Impfvirus P3 beeinflussen zu lassen.
Rück-Mutation zum Feldvirus
Natürlich kann eine gesunde und glückliche Mutz ein Sonnenbad nehmen. Die unvermeidliche UV-Strahlung könnte rein zufällig tatsächlich die DNA von P3-mutierte PHV-Viren treffen. Dann geschieht eine weitere Mutation. So etwas nennt man Spontanmutation. Es müssten drei Treffer auf ein DNA-Molekül stattfinden, um die Mutation rückgängig zu machen. Und diese müssten genau dort treffen, wo die drei Fehler korrigiert werden müssen. Unser Virus hat mehr als 50 Nukleotide (hier Buchstaben). Dass die UV-Strahlen genau dort treffen und dass genau die richtigen Nukleotide wieder korrigiert werden, ist äußerst unwahrscheinlich.
Mutation der Testsequenz
Es ist selbstverständlich, dass eine spontane Mutation auch dort auftritt, wo ein Primer nach Übereinstimmung sucht. Dies würde dazu führen, dass der Test die DNA, die FAST mit der DNA von PHV-Viren übereinstimmt, nicht erkennt und falsch negativ ausfällt. Dieses Risiko von falsch negativen Tests wegen einer zuvor geschehenen Mutation betrifft sowohl den Test mit dem normalen sowie mit dem albanischen Primer.
Dauer des Schutzes
Da es sich bei der PHV-Impfung mit P3 um ein sehr neues Verfahren handelt, gibt es natürlich noch keine Langzeiterfahrungen über die Dauer des Impfschutzes. Fest steht allerdings, dass neu geborene Mutze noch keinen Kontakt mit dem Erreger hatten und damit naiv sind, auch wenn die Eltern geimpft worden sind. Wir wissen auch noch nicht, welche Folgen der Kontakt der geimpften Mutze mit ihrem naiven Nachwuchs hat, doch nach menschlichen Ermessen dürfte die Gefahr nicht größer sein, als die oben beschriebene Vergesellschaftung von geimpften Tieren mit einem naiven Altbestand.
Entscheidung
Hoffentlich fällt euch jetzt die Entscheidung leichter. Ihr könnt euch eine neue Mutz kaufen, von der man euch sagt, sie sei noch niemals im Leben mit dem PHV-Virus konfrontiert worden ist oder ihr könnt euch eine geimpfte Mutz kaufen.
Pfiffikus,
der hofft, dass eure lieb gewonnenen Mutze niemals an PHV erkranken werden
*) PHV - Abkürzung für
Pfiffiger
Herpes-
Virus