Hallo Jürgen,
gerne stelle ich noch ein paar Fragen und möchte dich dabei auch nicht lange warten lassen.

Danke für den Hinweis auf diese Diss. Bei Gelegenheit schnuppere ich da mal rein.
Zitat:
Bei denen im Biofilm geschützt liegenden Mikroorganismen sind selbst hundertfach bis tausendfach höhere Konz. notwendig. Dieses Verhalten gegenüber toxischen Substanzen kann auf alle anderen Stoffe angewendet werden und spiegelt die Schutzfunktion des Biofilms gegenüber der Umwelt für die Mikroorganismen wieder.
Das ein stationärer Biofilm gegenüber Schadstoffen im Vorteil ist, hast du erklärt. Doch fehlt hierzu das "Warum"? Ein dicker Biofilm mag schützen, aber ist das auch von Nutzen in Sachen Leistungsfähigkeit?
Die "Schutzfunktion" des Biofilms, also die Diffusionstrecke innerhalb der Grenzschicht, welche mit zunehmender Dicke des Biofilms in den Biofilm hinein ebenfalls zunimmt, ist sowohl Seegen als auch Fluch zugleich. Im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit in Sachen Nitrifizierung und erst Recht der parallelen Denitrifizierung ist eine lange Diffusionsstrecke eher ein Hindernis, weswegen ein hoher Schichtaufbau nur bis zu einem gewissen Grad die Leistungsfähigkeit aufrecht erhält. Die Konzentrationsgradienten für N- und P-Verbindungen in einem üblichen Koiteich sind, verglichen mit der Abwasseraufbereitung, sehr gering, wohingegen der O2-Gradient sehr hoch ist, was wiederum eine anständige Denitri schwer macht.
Die Praxis an Teichen hat gezeigt, dass dünne Biofilme auf mobilen Medien leistungsfähiger sind, als dicke Biofilme auf statischen Medien. Dein Reaktor scheint hierbei eine Ausnahme darzustellen. Es wäre nett mal ein Bild vom Inneren deiner Rohre hier einzustellen, damit man sich ein Bild vom Aufbau machen kann.
Zitat:
Jetzt zum Einfahren eines Bioreaktors. Ich weiß nicht ob Du damit Erfahrung hast. Wenn in einem normalen Teich ein biologischer Filter auf herkömmliche Weise aufgebaut werden soll, kann das ca. 3 Monate dauern – ich habe von Anwendern auch schon von 1-2 Jahren gehört. Das dies, so wie Du es darstellst, kein Problem ist (so mindestens doch ein zeitliches), höre ich das erste mal.
3 Monate sind eine lange Zeit, aber denkbar. 1-2 Jahre halte ich hingegen für ein Gerücht. Mag sein, dass vereinzelt Füllkörper und Aufwuchsmedien verwendet werden, bei denen es so lange dauert. Kommt noch der Faktor Temperatur hinzu, dann ist es durchaus denkbar. Die Regel ist es heutzutage jedenfalls nicht bzw. nicht mehr.
Ob ausreichend Fläche für die Besiedlung in einem Teich-Biofilter vorhanden ist oder nicht, zeigen meist die entsprechenden Wasserparameter für N-Verbindungen. Ich bin nun seit einigen Jahren in diversen Foren am Lesen und habe dabei nur sehr selten über diesbezügliche Probleme etwas aufschnappen können. Wieviel nutzbare Oberfläche steht bei deinem Reaktor zur Verfügung und wie sieht diese aus?
Zitat:
Die Frage in der Teichwasseranwendung ist, habe ich einen aktiven, dauerhaften und ausreichenden Biofilm, der mit allem ausgestattet ist, was notwendig ist und das von Anfang an? Wenn das auf einfachem Wege zu erreichen ist, hätte keiner Probleme mit Teichwasser, den der Biofilms stellt sich ja ein – dann wäre dieses Forum aber vielleicht auch nicht vorhanden.
Naja... wen du dich mal durch einige Teichforen durchliest, wirst du sehr schnell feststellen, dass vielleicht einer von 1.000 mal ein temporäres Problem mit erhöhten NH3/4 oder NO2-Gehalten in seinem Wasser hat. Meist handelt es sich dabei dann noch um eine Innenhälterung mit sehr viel Fisch und wenig Platz oder ein paar große Fische haben zeitgleich abgelaicht. Generelle Probleme sind mir jedenfalls nicht bekannt, was in Anbetracht der durchaus überschaubaren Art und Menge an Stoffen, mit denen so ein Biofilm an einem Teich konfrontiert wird, auch nicht sonderlich verwundert.
Was die Masse viel mehr beschäftigt, sind erhöhte PO4 und NO3-Gehalte. Kann dein Bioreaktor daran etwas ändern und zwar so, dass der Anwender das auch mitbekommt?
Aktuell sehe ich den Bedarf für deine Art Biofilm-Reaktor an Teichen oder Aquarien dort, wo es sehr schnell gehen muss. Du kannst weder den besseren, noch den leistungsfähigeren Biofilm an den Teich bringen, denn dieser stellt sich, auch nach deinem Dafürhalten, sowieso von selbst ein. Kommt noch hinzu, dass viele Teiche heutzutage mit Heizungen versehen sind und man das Teichwasser hiermit im Fall der Fälle ohne weiteres kurzzeitig auf für die Bakis kuschelige 25°C+ erhöhen kann, was die Zeit des Einfahrens deutlich reduzieren hilt.
Vielleicht präsentierst du auch einfach mal ein paar Zahlen, aus denen die Leistungsfähigkeit deines Verfahrens ersichtlich wird. Ich gehe fest davon aus, dass diesbezüglich bereits einiges an Versuchen in der Praxis an unterschiedlichen Teichen gelaufen ist. Vielleicht wird dadurch deutlich ob und welches Potential für deinen Reaktor am Teich vorhanden ist.
MfG...Jürgen