So, da mich Frank darauf aufmerksam gemacht hat das nicht jeder den Thread lesen kann zitiere ich mal das geschirebene:
[...]Seit einiger Zeit gibt es ein neues Fadenalgenmittel das unter verschiedenen Produktnamen vorwiegend für Koi-Teiche angeboten wird. Ich bin durch einen Koi-Liebhaber auf das Mittel aufmerksam gemacht worden. Er schwärmte von der durchschlagenden Wirkung. Laut Produktbeschreibung sollte das Mittel auf Fruchtsäuren und Chelatoren (was immer das ist) basieren und vollkommen frei von Algeziden sein. Das klang gut und war einen Versuch wert. Ich habe das Mittel an meinem Teich nach Dosiervorschrift eingebracht und tatsächlich bildeten sich die Algen binnen einer Woche sichtbar zurück. Erfreut über das Ergebnis bestellte ich bei einem Großhändler eine Palette von dem Mittel, um es im Shop anzubieten. Doch dann traten plötzlich überall auf meiner grünen Folie schwarze Flecken auf. Das kam mir komisch vor und ich kontaktierte Herrn Jaksch in Wien. In seinem Labor identifizierte er den Belag als Blaualgen. Zwar nicht von der giftigen Sorte, aber äusserst unschön und schwer wieder zu lösen. Der Verdacht, dass das Algenmittel zu dieser Entwicklung geführt hatte, stand im Raum und mir war nicht wohl bei dem Gedanken, es im Shop anzubieten. Also wurde die Palette eingelagert und ich schickte eine Probemenge an Herrn Jaksch, der sich angeboten hatte einen Langzeittest durchzuführen. Hier ist das Ergebnis:
Sg. Hr. Glenk!
Ich habe nun meine Versuchsreihen mit dem Fadenalgenmittel beendet, um es vorweg zu nehmen, mein Urteil fällt - jedenfalls vorläufig - negativ aus.
Zuerst zum Positiven: Ich habe einen Toxizitätstest mit Daphnien gemacht, giftig dürfte das Mittel nicht sein. Die Daphnien (Simocephalus vetulus) haben jedenfalls die empfohlene Dosis problemlos verkraftet.
Allerdings habe ich auch gleich eine Analyse auf Totalphosphor durchgeführt und die brachte ein gar schauriges Ergebnis: Durch vorschriftsgemäße Zugabe des Fadenalgenmittels kommt es zu einer Aufdüngung bezüglich des Phosphors auf 2.200 µg/l oder 2,2 mg/l. Das ist das 250- bis 500-fache dessen, was ich für einen Schwimmteich empfehlen würde. Seitens des Herstellers wird zwar behauptet, dass dieser Phosphor nicht verfügbar ist bzw. falsch eingebaut wird (so klar wird es nicht beschrieben). Allerdings muss man bedenken, dass jedes Molekül durch die Mikrobiologie im Teich ständig ab- und umgebaut wird und irgendwann wird der Phosphor auch wieder in eine für Pflanzen verfügbare Form verwandelt. Letztendlich bleibt ein Phosphor-Atom ein Phosphor-Atom und ein Entkommen aus dem Teich gibt es nicht. Phosphor hat keine Gasphase und das Sediment bleibt Teil des biologischen Kreislaufs.
Um der Sache weiter auf den Grund zu gehen, habe ich dann über mehrere Monate einen kontrollierten Aquarienversuch (250 l Becken) mit verschiedenen Algen (Mischprobe aus einem Altarm der Donau) begonnen. Zu Beginn des Versuchs waren sowohl Algenbärte (Cladophora sp., Oedogonium sp., Geminella sp., Tribonema sp.) als auch Beläge (hauptsächlich Gloeocystis ampla) im Becken. Aufgefüllt wurde das Becken mit Leitungswasser, das in Wien nachweislich keine nennenswerten
Phosphor-Mengen enthält.
Am 28. Dezember 2006 habe ich dann erstmals das Fadenalgenmittel genau nach Vorschrift dazu gegeben und abgewartet. Bereits am 31. Dezember 2006 zeigte sich eine deutliche Wirkung, die ursprünglich grünen Algenbärte waren deutlich verblasst und zerfielen teilweise. Ich habe zwischendurch immer wieder Algenproben untersucht, den einzelnen Algenzellen ging es sichtlich nicht gut. Alle Arten blieben aber prinzipiell am Leben. Bis Mitte Jänner 2007 änderte sich wenig, die verbliebenen kleinen Bärte waren nach wie vor blass. Zwischendrin entstanden allerdings Nester von Blaualgen (Anabaena sp., Stickstoff-fixierend, was erstmals auf eine Überdüngung mit Phosphor hinwies).Gegen Ende Jänner 2007 erholten sich die Fadenalgen dann wieder, die Bärte wurden wieder deutlich grün und wuchsen auch wieder.Der
mikroskopische Befund brachte alle bereits bekannten Algen zu Tage, mit Ausnahme der kokkalen Gloeocystis ampla. Dafür war in den Bärten zusätzlich die Jochalge Spirogyra sp. massiv vertreten. Am 24. Februar habe ich dann zum zweiten Mal die vorgeschriebene Dosis des Fadenalgenmittels ins Becken gegeben. Diesmal gab es keine sichtbare Reduktion der Bärte. Ganz im Gegenteil wachsen die Algen seither (das Becken ist in meinem Labor immer noch in Betrieb) immer dichter. Mittlerweile ist praktisch alles zugewuchert.
Der Versuch bestätigt meine Theorie, dass der Phosphor mittel- und langfristig sehr wohl verfügbar wird.Alles in Allem muss ich vor einem Einsatz des Mittels in einem Bade-, Schwimm- oder Gartenteich dringend abraten. So wie ich die Sache jetzt sehe, muss die Sache mittel- bis langfristig in einer Katastrophe enden, den Teich wird man früher oder später mehrfach komplett auspumpen müssen. Mehrfach deshalb, weil selbst eine zehnfache Verdünnung immer noch eine extrem hohe Phosphor-Konzentration bedeuten würde.
Es tut mir leid, dass ich keine positiveren Neuigkeiten haben, ich hatte auch gehofft, endlich ein sinnvolles Mittel gegen Fadenalgen empfehlen zu können. Vielleicht ist vom Hersteller noch etwas Genaueres über die Sache zu erfahren, ich bin auch kein Chemiker. Aber was ich an Wasserwerten ermittelt und im Aquarium gesehen habe, ist das Mittel meiner Ansicht nach höchst bedenklich.
Dennoch schöne Frühlingsgrüße aus Wien
Heinz Jaksch, Biologisches Labor Wien-Ost
Ich vermute das Algenmittel ist nur deshalb nicht auffällig geworden, da es bisher vorwiegend in Koi-Teichen verwendet wurde. Auf eine schwarzen Folie fällt ein schwarzer Belag nicht auf. Auch Pflanzen gibt es in Koiteichen eher selten. Da das Mittel aber auch für Schwimmteiche angeboten wird (angeblich nach jahrelangen Tests) werde ich nicht der einzige bleiben, der sich die von Herrn Jaksch geschilderten Probleme einhandelt.
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