Ammoniak/ Ammonium [NH3/NH4]
Stickstoffverbindungen gelangen indirekt überwiegend über die Proteine des Fischfutters in den Teich. Diese Proteine enthalten je nach Futtersorte einen Stickstoffanteil von ca. 15-20%. Die Fische wiederum scheiden während des Stoffwechselprozesses davon etwa 90% als Ammoniak über die Kiemen und indirekt über die Exkremente und den Harn aus, womit bereits deutlich wird, dass die externe Nahrungsversorgung der Fische die Hauptquelle des im Teich vorkommenden Ammoniaks darstellt.
Auch von den Fischen nicht aufgenommenes Futter trägt also zum Ammoniakgehalt bei. Bakterien zerlegen im aeroben Milieu durch die Ammonifikation die darin enthaltenen Proteine, was eine weitere Freisetzung von Ammoniak bedingt. Dies erklärt auch, warum es so wichtig ist, dass man immer nur so viel zufüttert, wie die Fische auch tatsächlich in kürzester Zeit aufnehmen. Ich schreibe hier übrigens bewußt nur von Ammoniak, weil die Abläufe und Zusammenhänge, die eine Differenzierung zwischen Ammoniak [NH3] und Ammonium [NH4] ermöglichen, bei dieser Betrachtung noch nicht relevant sind.
Aufgrund seiner Toxizität wird NH3 auch als Fischgift behandelt und ist daher vom Umweltbundesamt in der VwVwS (Verwaltungsvorschrift wassgefährdende Stoffe) als "wassergefährdend" in die Wassergefährdungsklasse (WGK) 2 eingestuft.
Mit den üblichen Tropfen- oder Streifentests ermittelt man immer die Summe aus NH3 und NH4. Für uns bzw. für die Fische und Pflanzen ist jedoch lediglich die Betrachtung des Ammoniak-Anteils (NH3) von Bedeutung. Dieser ist abhängig von der vorherrschenden Wassertemperatur und dem aktuellen pH-Wert, denn erst pH-Werte >7 bedingen überhaupt das Vorhandensein von anteiligem Ammoniak in gefährdenden Konzentrationen. Im sauren Milieu um pH6 herum entsteht durch Protonierung aus Ammoniak fast ausschließlich das deutlich weniger giftige Ammonium, welches z.B. von den meisten Pflanzen direkt als Nährstoff verwertet wird. Hierbei liegen dann nur noch etwa 0,06% des ermittelten NH3/NH4-Wertes tatsächlich auch als NH3 vor. NH3-Bereichswerte für die Habitate von karpfenartigen Fischen lassen sich nach Schreckenbach folgendermaßen einteilen:
- optimaler Bereich <0,02mg/l (absolut bedenkenlos)
- eingeschränkter oberer Bereich 0,02 - 0,1mg/l (langfristige Schädigung
möglich, chronische Toxitität) - kritischer oberer Bereich bis 0,2mg/l (langfristige Schädigung aller
- Lebewesen im Teich, letale Toxitität für die Fischbrut)
Eine annähernde Bestimmung des NH3-Anteils aus den ermittelten
NH3/NH4-Werten kann aus folgenden, ausschließlich an den pH gebundenen, prozentualen NH3-Anteilen durchgeführt werden. Wegen der besseren Übersicht und um die Anhängigkeit gegenüber den Wassertemperaturen beispielhaft zu verdeutlichen, wird hierbei lediglich auf 20 und 25°C eingegangen. Höhere Temperaturen bedingen höhere NH3-Anteile und umgekehrt.
Wassertemperatur 20°C
pH 7,0 => 0,5%
pH 7,5 => 1,0%
pH 8,0 => 4,0%
pH 8,5 => 10,0%
pH 9,0 => 27,0%
Wassertemperatur 25°C
pH 7,0 => 0,5%
pH 7,5 => 1,5%
pH 8,0 => 5,0%
pH 8,5 => 15,0%
pH 9,0 => 35,0%
Ursachenforschung
Welche Einzelfaktoren begünstigen einen hohen NH3-Gehalt im Teichwasser?
- hohe pH-Werte
- hohe Wassertemperaturen
- hohe Ammonium-Konzentrationen
- übermäßiges Zufüttern
- Futter mit einem hohen Proteingehalt
- eine gestörte Nitrifikation (bakterielle Umwandlung von NH4 über NO2 zu NO3)
Je mehr dieser Faktoren zusammen treffen, umso höher ist die potentielle Gefährdung anzusehen. Das Entstehen ansteigender NH3-Konzentrationen erkennt man z.B. an der gesteigerten Atmenfrequenz der Fische. Hierbei verhalten sich die Fische zu Anfangs noch normal. Bei weiter ansteigenden Werten werden diese zusehends träger, schwimmen kaum noch umher und wirken apathisch. Sobald die letale Konzentration erreicht bzw. überschritten ist, sterben die Fische ohne weitere Verhaltensauffälligkeiten. Die Kiemen weisen in solchen Fällen dann eine deutliche lila-Färbung auf.
In Einzelfällen kann auch das als eine Art "Flucht aus dem Wasser" interpretierte Springen der Fische über die Wasseroberfläche hinaus bereits als Indiz für sich zum Nachteil verändernde Wasserwerte betrachtet werden. Beim Auftreten solcher ersten Verhaltensauffälligkeiten sollte man also immer auch die NH3-Konzentration untersuchen und nicht sofort ausschließlich an parasitäre oder sonstige Erkrankungen denken und behandeln.
Was ist bei hohen NH3-Werten zu tun?
Ohne lange zu überlegen ist ein sofortiger Teilwasserwechsel das erste Mittel der Wahl. Es existieren derzeit keine weiteren Alternativen um NH3 kurzfristig aus dem System Teich zu entfernen. Ist der NH3-Wert danach wieder auf einem ungefährlichen Level angelangt, gilt es eine Ursachenforschung zu betreiben.
Der wohl häufigste Fehler ist eine mangelnde Nitrifikation gepaart mit einer zu starken, jedoch meist gut gemeinten, Fütterung und einer nicht vorhandenen Teich-Flora. In den allermeisten Fällen hilft langfristig bereits eine Reduktion der Futtermenge oder der Wechsel zu einem nicht ganz so proteinreichen Futter. In Fällen, in denen man die Futtermenge nicht genügend reduzieren kann, z.B. bei deutlichem Überbesatz in recht steril aufgebauten Teichanlagen ohne natürlichem Nahrungsangebot, muss man den Hebel an der Filterung ansetzen oder den Überbesatz abbauen. Letzteres habe ich persönlich jedoch noch nie erlebt.

Man muss sich also über die Effizienz der biologischen Stufe des Filters Gedanken machen und diese ausbauen.
Um dem NH3 langfristig entgegen zu wirken, führt im Grunde genommen kein anderer und ebenso verlässlicher Weg an einer umfangreichen Bepflanzung vorbei. Bereits das Vorkommen einfacher fädriger Grünalgen hilft sehr effektiv mit, hohe NH3-Konzentrationen auf natürlichem Weg zu verhindern. Schnellwachsende Pflanzen, wie die fädrige Grünalge, binden große Mengen der Stickstoffe und verhindern somit das Auftreten von NH3 bereits in seiner Entstehung. Wo kein Ammonium ist, existiert auch kein Ammoniak, da beides, wie oben erklärt, in einer prozentualen Abhängigkeit zueinander steht.
MfG...Jürgen