Hallo Jürgen,
Jürgen hat geschrieben:
Hallo Hardy,
so ganz kann ich mit deinen letzten Aussagen nicht konform gehen. Weiter oben erwähnst du noch die Mär von den Faulgasen und dass die Fische tatsächlich eher an O2-Mangel eingehen als an Faulgasen und nun stellst du die geringeren Wassertemperaturen im Winter als Freund in Sachen O2-Regime dar. Das beisst sich etwas.
Die Wassertemperatur für sich alleine lässt keinen Rückschluss auf den tatsächlichen O2-Gehalt des Wassers zu. Ich bin mir fast sicher, dass du das weißt. Dieser Satz ist daher sehr mißverständlich.
Zitat:
Warum im Winter noch einen SK betreiben
Bei ~ 6 °C Wassertemperatur, da ist ansich auf natürliche Weise mehr als genug Sauerstoff in gelöster Form im Wasser enthalten
Das mag hier und da durchaus der Fall sein, auch wenn dieser "Zusammenhang" genau genommen überhaupt nicht existiert.
Ein Teichbesitzer sollte sich im Winter NIEMALS alleine auf die Wassertemperatur verlassen, wenn es um die Frage geht ob ständig ausreichend O2 für die Fische verfügbar ist.
Algen können im Winter genau so Freund wie Feind sein. Generell hängt deren O2-Ausstoss von der Photosynthesetätigkeit ab. Dieser wiederum ist direkt an die verfügbaren Sonnenstunden gekoppelt. Da nun aber in den Wintermonaten die täglichen Sonnenstunden weniger als die Hälfte des Tages ausmachen, fällt die O2-Produktion üblicherweise geringer aus als der Bedarf der Algen. Stützt sich der O2-Haushalt eines Teiches dabei überwiegend auf die O2-Produktion der Algen, dann gehen solche Teiche im Winter ganz schnell in die Knie. Auch bei sehr geringen Wassertemperaturen. Einzig wenn die Teichoberfläche annäherend zugefroren und frei von Schnee ist und die täglich von den Algen produzierte O2-Menge dadurch nicht aus dem Wasser entweichen kann (Gasblasen unter der Eisschicht), besteht die Chance, dass der "O2-Akku" auch die Nachtstunden überbrückt.
Zitat:
Wenn die Fische kein/wenig Futter erhalten, dann reicht ihnen im Winter ansich auch noch ein Sauerstoffgehalt von ~3mg/l und dieser kleine Sauerstoffgehalt, der ist ansich immer im Winter gegeben, so lange der Filter läuft und auch keine U-Bootabschottung der Teichwasseroberfläche zu der Umgebungsluft vorhanden ist.
Kein Futter ist schon mal keine gute Voraussetzung. Wenig ist hingegen durchweg annehmbar. Mit Zahlenangaben wäre ich etwas vorsichtiger. 3mg/l sind verdammt wenig und gemessen an der bei tiefen Temperaturen geringen Atmenfrequenz der Fische keinesfalls hinnehmbar. Die Effizienz der O2-Aufnahme über die Kiemen steigt mit der O2-Konzentration im Wasser. Ist der O2-Gehalt gering, nimmt der Fisch pro Atemvorgang auch wenig O2 auf. Im ungünstigen Fall muss der Fisch also seine Atemfrequenz erhöhen und das bringt für den Fisch wieder andere Nachteile mit sich. Zudem ist es bei 3mg/l sehr wichtig ob dieser Gehalt konstant ist oder im Tag-/Nachtrhytmus schwankt. Dies könnte dann auch ganz schnell Werte unterhalb 3 mg/l provozieren, was im Nachhinein wiederum die "Mär von den Faulgasen" anregt.
Mag sein, das ich mich etwas zu kurz gefasst habe.
Deshalb jetzt noch einige Erleuterungen zu meinen gemachten Aussagen.
Ich bin jetzt davon ausgegangen, das der Filter im Winter durchläuft, das beinhaltet natürlich auch, das die Luftblubbersteine im Filter aktive sind.
Wenn diese Belüftung in sommerliche Wassertemperaturen ausreichend waren, dann sind sie es auch im Winter.
Das ich für ein Filterdurchlaufen im Winter bin, das habe ich schon X fach geschrieben, das dabei auch die Wasserbelüftung (Sauerstoffanreicherung) innerhalb des Filters weiterläuft, das setze ich auch vorraus.
Zu meiner Äußerung: SK im Winter laufen lassen.
Warum der nun im Winter laufen sollte, das kann ich nicht verstehen, mit einer normalen Luftblubber, da könnten doch unerwünschte Gase besser aus dem Wasser entfernt werden (auch für PH-Wertregulierung besser). Bei hochsommerlichen Wassertemperaturen zusätzlich/gänzlich nur einen SK einsetzen, das ist bestimmt eine gute Sache, aber für den Winterbetrieb.....ist natürlich auch wieder vom Fischbesatz usw. abhängig.
Das in vielen SK betriebenen Teichen oft mehr als genug gelöster Sauerstoff im Wasser vorhanden ist, das ist auch kein Geheimnis....die oft erwähnten vorhandenen Gehalte von zB. 8/10/12mg/l, die sind ansich schon sehr üppig bemessen. Da besteht keine Gefahr für den Fisch, für die Filterbiologie erst recht nicht, am Filterauslauf da bräuchten höchstens 3 mg/l gelöster Sauerstoff nachweisbar sein (sommerliche Wassertemperaturen und einer gleichmäßigen Wasserdurchströmung des Filtermediums vorrausgesetzt).
Bei zunehmend kälteren Wassertemperaturen, da wird der Stoffwechsel der Koi/Karpfen und auch der benötigte Sauerstoff dafür immer kleiner. Die lösbare Menge an Sauerstoff im Wasser (verfügbare Menge für den Fisch) wird aber immer größer.
Ich schrieb:, wir haben/sollten ja keine U-Bootabschottung an unserer Teichanlage haben.
Kleinere offene Wasserflächen/Futterluken sind ansich auch immer vorhanden, sehr oft sind auch schon Teileinhausungen mit Folie oder Stegdoppelplatten vorhanden. Über diese eben genannten offenen Wasserflächen, da kann ansich schon ein Gasaustausch im Wasser ablaufen, hinzu kommt ja auch noch die Filterwasserbelüftung.
Wer so seine Überwinterung durchführt, der sollte ansich immer genügend gelösten Sauerstoff im Wasser vorfinden.
Wenn dann auch noch während des Winterbetriebes Teilwasserwechsel und Filterabschlämmen betrieben wird, ja dann dürften sich ansich auch keine großen Mengen an unerwünschten Gasen im Wasser anreichern.
Zu dem Thema: an Faulgasen werden die Fische nicht sterben, sondern in der Regel an nicht genügend vorhandenen Sauerstoff, darüber hatte der Lars mal eine sehr anschauliche Abhandlung geschrieben, wo alle biochemischen Verknüpfungen/Abläufe aufgeführt/erklärt wurden.... finde ich leider nicht.....
Zu dem Thema: kein/wenig Futter im Winter
Über das Durchfüttern im Winter, da habe ich mich auch schon x Fach ausgelassen.
Natürlich werden die Fische auch im Winter gefüttert, egal wie kalt auch das Wasser ist.
Die Fische werden/können jedoch (je nach Länge des Winters) ihre Futteraufnahme nahe zu ganz einstellen.
Habe ich bei meiner Anlage/Fische bei kalten und lang anhaltenden Wintern oft so ende Januar/anfang Februar beobachten können.
Da die Fische naturgemäß bei einer kalten Überwinterung nicht die Mengen an Futter verschlingen, wie sie es im Sommer machen, werden ihre Ausscheidungen entsprechend kleiner ausfallen....
Das kommt dann zwangsläufig wieder der Wasserqualität zu gute, weniger Ausscheidungen bedeuten auch weniger Sauerstoffbedarf der Filterbakis (im ganzen gesehen).
Zu dem Thema: Sauerstoffgehalt von ~3mg/l
Da sind natürlich auch einige Faktoren entscheidend, ob sie für die jeweiligen Koi, welche damit auskommen müßen reichen.
Hat das gegebene Futter einen ausreichenden Fettgehalt, dann ist das verstoffwechsel davon leichter, der Koi benötigt kaum Energie (auch weniger Sauerstoff), um das Futter zu verwerten.
Kennt dieser Koi nur Wasser, wo ständig ein gelöster Sauerstoffgehalt von (Beispiel) 5-8mg/l vorhanden ist,
oder ist es ein Koi, welcher ausschließlich nur 10-12mg/l gelösten Sauerstoff kennt.
Der Koi, welcher nur einen kleineren Sauerstoffgehalt kennt, der ist klar im Vorteil, da seine Kiemen größer und leistungsfähiger sind. Erhält der Koi mit den schlechteren Kiemen nun auch noch bei kaltem Wasser ein trockenes Mehlpampenfutter....ja das Ende der Sachen kann man sich denken.
Ein weiterer Punkt welcher auch noch eine Rolle neben dem Sauerstoff und dem Futter spielt.
Die vorhandene Wasserumwälzung:
Wirlpool = Fisch kommt nicht richtig zur Ruhe, kann sich kaum ablegen, verbraucht dann auch unnötig mehr an Energie (Sauerstoff)
Kleinere Winterumwälzung = Fisch kommt zur Ruhe, kann sich ablegen, verbraucht weniger Energie.
So und jetzt noch ein Vergleich, wo bei man ja den Karpfen mit einem Koi nicht vergleichen darf/kann, haben ja doch sehr unterschiedliche Organe und Stoffwechselvorgänge.
Zitat:
Nach Schäperclaus (1990) liegt der kritische Sauerstoffgehalt für Karpfen bei 0,5 mg/l. Ab diesem Wert kommt es zur sogenannten Notatmung, d.h. die Fische nehmen an der Wasseroberfläche Luft auf
Österreichs Fischerei Jahrgang 56/2003 Seite 98-102
und können diese Situation nur kurzzeitig überleben. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass diese Angaben für sommerliche Temperaturen gelten. Bei niedrigen Temperaturen liegt auch der Sauerstoffbedarf der Karpfen niedriger. Haas (1997) vertritt beispielsweise die Ansicht, dass die Karpfen bei niedrigen Temperaturen und langsamem Absinken des Sauerstoffgehalts auch durch 0,6 – 0,7 mg/l noch nicht unmittelbare gefährdet sind.
Zitat:
Der Sauerstoffbedarf der verschiedenen Fischarten hängt maßgeblich von der
Wassertemperatur sowie der Stoffwechselintensität der Fische ab. So beträgt der
temperaturabhängige Sauerstoffverbrauch von Karpfen und Forellen im
Grundstoffwechsel 0,5 bis 100 mg/kg·Stunde während er im Aktivitätsstoffwechsel auf
150 bis 470 mg/kg·Stunde ansteigt (SCHÄPERCLAUS 1990).
Bei Sauerstoffgehalten < 4 mg/l (Karpfen) bzw. < 6 mg/l (Forellen) wird die
Sauerstoffversorgung der Fische eingeschränkt, weil der Partialdruck des Gases für
den Übergang vom Wasser in das Blut an den Kiemen nicht mehr ausreicht. Wie
Untersuchungen zeigen, können z. B. nüchterne Karpfen ihren Sauerstoffbedarf von 90
mg/l bei 20 °C und 45 mg/l bei 10 °C bei einem Partialdruck von > 80 mm Hg
vollständig decken, ohne dass ihr O2-Verbrauch bei höherem Sauerstoffangebot im
Wasser weiter ansteigt. Bei O2-Spannungen < 80 mm Hg (ca. 4 mg/l) nimmt dagegen
der Sauerstoffverbrauch ab, weil der im Wasser gelöste Sauerstoff nicht mehr
ausreichend in den Organismus gelangt. Im Aktivitätsstoffwechsel kann das zu einer
Sauerstoffunterversorgung der Fische führen,
Hier noch ein Nachtrag, wo auch eine Grafik enthalten ist, wo der benötigte Sauerstoffgehalt bei entsprechender Wassertemperatur abgelesen werden kann.
http://www.koikurier.de/download/Ernaeh ... aturen.pdf
Gruß Hardy,
der hofft, es jetzt etwas klarer rüber gebracht zu haben
