Hallo zusammen,
nach meinem Posting über die Möglichkeit einer Verpflanzung von älteren Gehölzen und dem damit Veröffentlichten Bild, haben mich User per PN gebeten dies etwas näher zu beschreiben. Dies möchte ich jedoch nicht per PN sondern für alle zugänglich im Forum tun.
Also versuche ich dies mal so kurz wie möglich am Beispiel der Pinus Sylvestris – Gemeine Föhre zu tun.
Grundsätzliches:
1. Wenn ihr einen entsprechenden Baum irgendwo am Waldrand gefunden habt, solltet ihr als erstes beim Waldeigentümer anfragen ob er dies genehmigt, in der Regel wird er nichts dagegen haben, da es sich bei den von uns ausgesuchten Bäumen sowieso um meist klein und bizzar gewachsene Gehölze handeln wird, die Forstwirtschaftlich eh keine Bedeutung haben.
Optional kann man ja die Ersatzpflanzung von 2-3 kleinen Stecklingsbäumchen anbieten.
2. Seht euch den Baum von allen Seiten lange an, ob er sich für euren Standort und eine Gestaltung auch eignet.
3. Da alles mit Technik zu aufwendig und zu teuer wäre, einschätzen ob ihr den Baum samt Wurzelmasse auch per Hand (3-4 Leute) auch wirklich noch bewegen könnt, also max. 200-250 kg. Gesamt.
4. Rechnet zwischen 10 -20 Std. Gesamtaufwand verteilt auf 2-3 Jahre.

- Nur der Geduldige wird Früchte und Genugtun ernten –
Wenn dies alles geklärt ist beginnt die 2-3 Jährige Vorbereitungsphase:
Der beste Zeitpunkt ist das zeitige Frühjahr – bei Nadelgehölzen kurz vor dem Austrieb der Kerzen ; bei Laubbäumen kurz vor dem entfalten der Blattmasse –
- Als erstes im Abstand von 50-60 cm von Stammmitte die Wurzeln mit einem scharfen Spaten (ich habe mir extra für solche Zwecke mal einen von unserem Schmied machen lassen, damit kann man sogar Koikarpfen filtrieren) die Wurzeln rundum stechen. Dasselbe macht ihr noch mal, nur eine Spatenbreite weiter nach Außen. Diesen Bereich hebt ihr aus und entfernt die abgestochene Wurzelmasse.
- Ich hoffe ihr habt jetzt nicht die 5-6 Tütchen Bewurzlungshormonpulver zu Hause vergessen?

Mit diesem Pülverchen bestreut ihr etwas die Schnittflächen, den Rest in die entnommene Erde einmischen und schön locker den Graben wieder verfüllen. Bei sehr festen, lehmigen Boden besser etwas mitgebrachten, ungedüngten Torf untermischen ca. 1-3.
- So jetzt nur noch ca. 50% der Knospen/Kerzen ausbrechen und u.U. die ersten, deffenitiv nicht benötigten Äste ganz entfernen.
- Stelle gut merken, am besten notieren – ist mir echt schon passiert, dass ich das Bäumchen nach 6 Monaten nicht mehr gefunden habe -
Warten bis zum Spätsommer (Mitte-Ende September)
Stelle wieder gefunden

, Spaten nicht vergessen

. Einmal komplett an der alten Stelle ringsum stechen, anschließend zwei gegenüberliegende Viertelkreise ca. 15-20 cm näher zum Stamm stechen und dabei den Spaten etwas nach vorn und hinten hebeln.
In dem so entstandenem Spalt streut ihr nochmals 2-3 Tütchen von dem Wunderpulver rein aber lasst den Spalt wie er ist und fahrt nach Hause.
Wichtig. Bei Pfahlwurzlern würde ich mir die Mühe machen nah am Stamm etwas in Richtung Wurzelmitte zu graben. Ist eine Pfahlwurzel vorhanden mit der kleinen Astsäge –die ihr ja nicht vergessen habt

– die Wurze kappen
Im nächsten Frühjahr wieder umstechen, jedoch nun die beiden anderen Viertel näher zum Stamm und wieder Kerzen etc. entfernen + alle Triebe unterhalb der verbliebenen Äste entfernen und schon könnt ihr wieder nach Hause fahren.
Der Auspflanzungszeitpunkt.
Also im kommenden Spätsommer, diesmal Ende August durch sachtes lockern der Erde an einigen Stellen prüfen ob sich schon genügend neue Feinwurzelmasse gebildet hat.
Wenn ihr Zweifel habt, lieber noch einmal warten.
Das Auspflanzen
Am besten Früh oder späten Nachmittag –und natürlich nur bei abnehmenden Mond –
Und es sollte nicht gerade nach einer 2 wöchigen Dürreperiode sein.
Ach so was ihr nicht zu Hause vergessen solltet:
1. Neben euch die anderen 3 Packesel
2. ca. je 1 Stück 1,5 x 1,5 m Leinen besser Jutetuch und Zaun- oder Kanichendraht.
3. ein Stück Folie zum umwickeln der der Grünmasse bei offenen Transport im Cabrio
4. etwas Paketschnur und 2 stabile Bretter
Jetzt kommt der harte Teil, an der Umstechlinie ringsum Richtung Wurzelmitte buddeln, so dass ein Ballen von ca. 60 x 50 cm entsteht.
Jetzt den Baum vorsichtig schräg drücken und dann erst das Drahtgeflecht und dann das Jutetuch unterlegen, dann in die andere Richtung und beides so durchziehen, dass ihr den Wurzelballen einschlagen könnt.
Nun kommen die 2 Bretter und die Packesel zum Einsatz. Bretter mittig unter den Ballen schieben und das Bäumchen gemeinsam aus der Grube ziehen.
Jetzt nur noch ins Cabrio hieven

und die Folien um die Grünmasse schlagen und etwas mit dem Paketfaden oder Klebeband fixieren und ab geht’s nach Hause.
Das Einpflanzen.
Natürlich habt ihr Zuhause schon ein Loch, dass ca. 20cm breiter und tiefer als der Ballen ist ausgeschachtet und eine Mischung aus 2 T. ungedüngten Torf, 1 T Sand , 1 T Humus sowie 5 Tüten Wunderpulver hergestellt. Den Boden habt ihr natürlich auch schon mit 20cm der Mischung aufgefüllt.
Dort wird das Bäumchen eingesetzt und die restliche „Spezialmischung“ eingebracht. Jetzt braucht ihr den Baum nur noch für die nächsten anderthalb Jahre mit Bambusstäben u.ä. gegen Windlasten sichern und gut wässern. Dies regelmäßig aber Vorsicht nicht ersäufen. Gerade Kiefern kommen besser mit etwas Trockenheit aus als mit Nässe und mögen auch Sonne. Aber die erste Zeit würde ich den Baum etwas beschatten und bei viel Sonnenschein morgens und gegen Abend etwas besprühen, aber kein eiskaltes Leitungswasser.
Wenn ihr das alles geschafft habt, sagt Bescheid dann verrate ich Euch wie es weiter geht um den Baum auch sein eigenes Gesicht zu geben.
So und nun gibt es 1000 Taler für dieses virtuelle Forumtierchen, dass ich nicht habe und das bei mir eh nach kurzer Zeit abka........ würde
Schöne Grüße aus Sachsen
Roji