Hallo zusammen,
nachdem das Magazin erschienen ist, werden viele Fragen darüber gestellt. Bitte diese hier im Forum stellen, damit ich nicht überall auf gleiche Fragen antworten muß.
Gruß Lothar
Erschienen KLAN Magazin 1/2006
Die Abdichtung eines Koiteiches mit GFK
Als Dachdeckermeister dichte ich seit über 30 Jahren Dächer und andere Bauteile ab.
Die geeigneten Materialien werden für die verschiedenen Anforderungen ausgewählt.
Kunststoff-Folien, Polymerbitumenbahnen und Flüssigkunststoffe sind am gebräuchlisten.
Bei einem Koiteichbau spricht man von einer Abdichtung gegen drückendes Wasser.
Abdichtungen mit GFK haben sich im Koiteichbau über Jahrzehnte hinweg bewährt.
Im folgendem Beitrag wird beschrieben wie das Material verarbeitet wird und welche Anforderungen zu beachten sind.
Als Untergrund für die GFK Beschichtung gibt es mehrere Möglichkeiten.
Die Wände zu mauern und danach mit Zementputz versehen ist die gebräuchlichste Art.
Der Boden des Beckens kann aus einer dünnen Estrichbetonschicht bestehen.
GFK sollte auf einen tragfähigen und glatten Untergrund aufgetragen werden.
Es wurden auch schon GFK Teiche gebaut, wo man direkt auf das Erdreich laminiert hat.
Ich persönlich rate davon ab, zumindest eine Zementputzschicht sollte als Untergrund vorhanden sein.
Eine genauere Beschreibung mit Zeichnungen und Bildern kann sich gerne jeder auf meiner privaten Homepage
www.koi-gehlhaar.de anschauen.
Vorausetzungen für die GFK Beschichtung
Wichtige Grundvoraussetzungen zum Laminieren sind ein trockener Untergrund und
Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad Lufttemperatur.
Das sind Voraussetzungen bei denen man auch als Laie ein gutes Ergebnis erzielen kann.
Unter 10 Grad kann man auch laminieren, aber dann muß man ein Dach über den Teich bauen ( abplanen ) und die Möglichkeit zum aufheizen haben ( Gasgebläse oder Elektroheizer ).
Bei Lufttemperaturen über 25 Grad reagiert das angemischte Harz auch mit wenig Härterzugabe sehr schnell.
Verarbeitungshinweise Polyesterharze
Polyesterharze sind sog. ungesättigte Polyesterharze (UP-Harze), die meistens auf Orthophthalsäure basieren und auf Cobalt für die Kalterhärtung vorbeschleunigt sind. Sie sind relativ wasserbeständig. Bei guten mechanischen Festigkeiten bieten sie ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis.
Alle Polyesterharze sind in Styrol (ca.40%) gelöst, welches bei der Verarbeitung verdunstet. Aus der Verdunstung ergibt sich ein Schrumpf von ca. 7% am Bauteil, welcher berücksichtigt werden muß.
Laminierharze sind ab Werk leicht thixotropiert (angedickt), damit sie an senkrechten Flächen im Laminat nicht ablaufen.
Polyesterharze werden meistens mit 1-2% MEKP-Härter gehärtet. Da Laminierharze in der Regel vorbeschleunigt sind (ca. 0,8% Cobalt), ist keine weitere Beschleunigung notwendig. Dies kann bei sehr niedrigen Verarbeitungstemperaturen jedoch der Fall sein (ca. 1% Cobalt Zugabe).
Sicherheitshinweis!!! Cobalt-Beschleuniger und MEKP-Härter darf man niemals direkt miteinander in Kontakt bringen - heftige Reaktionen bis hin zur Explosion können auftreten. Daher lagermäßig gut trennen und nacheinander mit dem Harz verrühren.
Die Verarbeitungszeit hängt maßgeblich von der Verarbeitungstemperatur ab.
Hohe Luftfeuchtigkeit schwächt die Eigenschaften, außerdem neigen Glasfasern dazu Feuchtigkeit zu binden, was ebenfalls zu schlechteren Eigenschaften führt.
Generell sollte bei Neuanwendungen bzw. Unkenntnis ein Vorversuch durchgeführt werden. Sauberkeit am Arbeitsplatz ist Grundvoraussetzung.
Arbeitswerkzeuge müssen parat liegen. Denken Sie auch an Aceton (gut und günstig) als Reinigungsmittel für Pinsel, Lammfellroller und Entlüftungsroller.
Ein gut gekennzeichnetes !!! Marmeladenglas tut gute Dienste. Rühren Sie immer nur soviel Harz an wie Sie innerhalb kurzer Zeit verarbeiten können. Berücksichtigen Sie Temperaturen, Größe der zu laminierenden Fläche sowie Beschaffenheit der Form. Süllränder, Ecken und Kanten bedürfen längerer Tränkung und Entlüftung. Da immer gekleckert wird, tragen Sie Schutz- oder Arbeitskleidung und legen Sie sich Putzlappen bereit. Vergessen Sie nie die Härterzugabe und lassen Sie sich während der Verarbeitung nicht ablenken. Dosieren läßt sich MEKP mit speziellen Dosierflaschen. Für kleine Mengen reichen Einmalspritzen.
Gut verrühren und insbesondere vom Rand weg ins Gefäßinnere vorgehen. Flächen die mit Glasmatte oder Gewebe beschichtet werden sollen, müssen trocken, fett- und staubfrei sein. Eine rauhe Oberfläche sorgt für eine gute physikalische Haftung. Saugende Untergründe sollten 1-mal vorgetränkt werden. Der Laminataufbau besteht aus 2 Glasfasermatten je
450 Gramm. Die Lagen werden einzeln getränkt und entlüftet. Das Entlüften mittels Entlüftungsroller ist enorm wichtig, das Laminat wird nur so luftblasenfrei und gut verdichtet, was zu besserem Harz-/Glasverhältnis führt. Stichwort Osmose! Ein luftblasenfreies Laminat ist weitgehend klar und erzeugt beim Umgang mit dem Entlüftungsroller kein "Knistern" mehr. Bei größeren Flächen vergessen Sie bitte nicht das regelmäßige Reinigen der Werkzeuge, sonst werden sie zum Einwegwerkzeug.
Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung auf das Werkstück, so schnell wie das Harz dann "anzieht" kann kein Profi das Laminat ordentlich entlüften.
Warten Sie bis die letzte Lage geliert ist und arbeiten Sie dann weiter.
Eine chemische Verbindung ist normalerweise 12-24 Std. danach noch gegeben, längere Intervalle sollte man vermeiden. Die relativ geringe Klebkraft des Polyesterharzes würde die glatten Oberflächen nur unzureichend verbinden (anders bei Epoxidharzen).
Versiegelt werden Polyesterharzlaminate sinnvollerweise mit Polyestertopcoat, das Schwarz oder Dunkelgrün eingefärbt wird. Topcoat enthält 5-10% Paraffinzusatz und härtet klebefrei an der Oberfläche aus. Aufgebracht werden sollte Topcoat, nach dem gründlichen Schleifen. Am Besten mit dem Fellroller (Verbrauch ca. 300-400 g/m²).
Polyesterharz enthält Styrol als Lösemittel, welches bei der Verarbeitung frei wird. Styrol ist gesundheitsschädlich. Sorgen Sie für eine gute Belüftung bzw. tragen Sie eine Filtermaske mit Aktivkohlefilter. Bedenken Sie bei der Verarbeitung mit z.B. Lösungsmittel empfindlichen Materialien wie EPS (Styropor) die zerstörerische Wirkung des Styrols.
So wird beim Koiteichbau gearbeitet:
Mit 3 Leuten geht es am besten. Einer laminiert, einer mischt das Harz und Härter und der dritte schneidet die Glasfasermatten zu. Eine Absaugung sollte man wegen dem Styrol anschließen (einfach auf einem Rohr vom Bodenablauf in der Absetzkammer einen Lüfter saugen lassen).
Angemischt werden 2 oder 4 kg Mischungen in einfachen Plastikeimern (Putzeimer vom Baumarkt mit Literscala) Da man den gebrauchten Eimer danach erst mal nicht wieder benutzen kann sollte man 10 Eimer kaufen. Später, wenn das Harz ausgehärtet ist, kann man den Eimer säubern und wieder benutzen.
Der Laminierer rollt eine Fläche mit Harz vor, legt die zugeschnittene Matte auf und tränkt diese ebenfalls mit Harz. Nun muß das Harz einige Minuten in die Matte einziehen, bzw. sie anlösen. In dieser Zeit wird schon die nächste Bahn daneben aufgebracht. Die Bahnen werden alle mit mindestens 5 cm Überlappung verlegt. Dann wird die erste Bahn nochmals übergerollt, damit die Luftblasen rausgehen. So geht das immer weiter, die 2. Lage Matte wird aufgebracht, wenn das Harz von der ersten geliert. Nass in Nass arbeiten nennt man das. Ecken und Rohrstutzen werden zuerst mit Mattenstreifen laminiert.
Falls eine Mischung mal zu schnell reagiert, sofort aufhören und eine neue Mischung nehmen. Die Rollen und Pinsel werden auch solange benutzt, bis das Harz anfängt zu gelieren, dann einfach eine neue Rolle aufstecken. Bevor später das Topcoat aufgebracht wird, müssen alle Flächen gründlich geschliffen werden.
Die Harz getränkten Fasernadeln sind hart und scharf wie Glasscherben.
Nach dem Schleifen sollte man mit einer Handvoll Polierwatte alles noch einmal abreiben.
Dabei sollte man Handschuhe anziehen, denn diese Schnittwunden heilen sehr schlecht.
Überall dort wo noch eine Faser raus steht bleiben Wattefäden hängen. Dort muß man dann noch einmal nachschleifen. Das muß sehr sorgfältig gemacht werden. Eine scharfe GFK "Nadel" im Teich und man hat ständig Koi mit Verletzungen.
Wenn alles vorbereitet ist, wird dann das Topcoat aufgetragen. Das ist dickflüssig wie Honig und hat eine kurze Topfzeit, also alles gut Vorbereiten. 300 - 400 Gramm pro m² auftragen, nicht mehr weil es sonst an senkrechten Flächen absackt.
Ca: Materialverbrauch für 50 m² 2 lagiges Laminat:
140 m² Glasfasermatte 450 Gramm/m² = 63 kg
UP Harz ( 3 x Glasfasergewicht ) = 190 kg
Härter 2 - 3 % je nach Temperatur = 6 kg
Topcoat 50 x 350 Gramm = 18 kg
Geschrieben von Lothar Gehlhaar im Dezember 2005
Anordnung der Fotos in der Reihenfolge:
1. Mauerwerk geputzt
2. Absaugung der Gase ( am Bodenablauf angeschlossen )
3. Detail Rohre
4. Matten zuschneiden
5. Härter dosieren
5a. Bohrmaschine mit Rührwerk und vorbereitete Eimer mit 3 kg Polyesterharz drin
6. Ecken vorlegen
7. Ecken vorlegen1
8. Details laminieren
9. Ecken vorlegen2
10. Fläche laminieren
11. Neue Mischung
12. Bodenablauf laminieren
13. Detail Rohr1
14. Flächen laminieren
15. Topcoat