Vorsicht mit dem Sauerstoff !
Lebewesen sind nicht an das Atmen von reinem Sauerstoff angepasst. In unnatürlich hohen Konzentrationen wirkt O² nämlich sehr aggressiv. Andere Stoffe (Gewebe, Körperzellen, auch Metalle, usw.) oxidieren, werden "verbrannt" und früher oder später auch zerstört. Die Schutzmechanismen der „Natur“ sind darauf nicht eingestellt.
Es ist bekannt, dass viele Fische in der Lage sind kurzzeitig hohe O²- Konzentrationen `wegzustecken`, d.h. sie `überleben` es. Das bedeutet aber nicht, dass sie daraus generell einen Nutzen ziehen.
Weil: „Der Sauerstoffgehalt des arteriellen Karpfen-Blutes erhöht sich bis zu einem gewissen Grad mit dem Anstieg des Sauerstoffpartialdruckes im umgebenden Atemwasser, ab etwa 80mm Hg bleibt er mit rund 8Vol.-% gleich.“ (Werner Steffens, 2008)
Bei einer O²-Übersättigung im Atemwasser sind die Fische gezwungen ihre Atemfrequenz und ihre Atemintensität zu reduzieren. Nach Literaturangaben von W. Steffens, (1955) reduzieren zweisömmerige Karpfen ihre Atemfrequenz (Zahl der Maulöffnungen/Min.) auf 0,2 bis 0,3/min, wenn wie in diesem Beispiel eine O²- Übersättigung von 21,6mg/ bei 14° vorliegt.
Jetzt könnten wir meinen, dass durch die Verringerung der Atemfrequenz sich auch die allgemeine Situation der Fische weiter verbessert. Und genau das …. ist nicht richtig.
Die Aufgabe der Kiemen besteht eben nicht nur darin, für eine Sauerstoffanreicherung des Blutes zu sorgen. Bei jedem Atemzug geben sie auch Kohlensäure ab und sie übernehmen auch den größten Teil der Stickstoffexkretion (über 80%). Über die Atmung wird der Fisch seinen Stoffwechselabfall (vorwiegend Ammoniak) los. Dies funktioniert nur, wenn wir den Fischen optimale Umweltbedingungen bieten. Ihre Atemfrequenz muss stimmen. Dauerhafte Sauerstoff- Konzentrationen im Bereich des Sättigungswertes sind okay. Eine andauernde O²- Übersättigung verschlechtert/behindert die Exkretion. Eine Überschreitung des oberen Grenzbereiches von 35mg/l Sauerstoff verursacht auch eine CO2-Anreicherung im Blut. Bei noch höheren O2 Gehalten ist die Überlebensfähigkeit eingeschränkt. Werte über 60mg/l führen zum Tod.
Meine Empfehlung. Eine dauerhafte O2 – Übersättigung (Tag u.Nacht) unbedingt vermeiden. Gebt den Fische die Möglichkeit ordentlich durch- u. abzuatmen (wenigstens in der Nacht). Eine Umluft-Gasübersättigung (mehr als 100%) sollte nie vorherrschen (Taucherkrankheit)
Hier noch ein Zitat.
„Der Beginn des Resistenzbereiches bzw. das Ende des Toleranzbereiches ist bei den verschiedenen Arten sehr unterschiedlich und wird maßgeblich von der Höhe des Sauerstoffgehaltes beeinflusst, an den die Fische vorher gewöhnt waren. Akklimatisation an einen hohen Sauerstoffgehalt bedingt höhere Letalwerte.“ (W.Steffens, 1985) Ich geh mal davon aus, dass auch Karpfen die respiratorische Oberfläche ihrer Kiemen mit der Zeit an die O2-Gegebenheiten anpassen können. Goldfische können das nachweislich.
Quellenangaben:
-Werner H.Baur, Gewässergüte bestimmen und beurteilen, Parey 1998
-Martin Sander, Aquarientechnik im Süß- und Seewasser, Ulmer 1998
-Untersuchungen an einem Blasensäulen-Abstromreaktor,Chem.-Ing.Tech.50(1978) Nr. 12
-Geoinformationsdienst der Bundeswehr (FAGeoInfoDBw 2-15-112) Oktober 09
-Kombinierte Satzkarpfen-Edelfischaufzucht in geschlossenen Kreislaufanlagen. Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtshaft ( Heft 13/2006)
- Lars Dettmann (2000): CO2 Mangel in der Forellenproduktion. Ursachen, Auswirkungen und Möglichkeiten der Therapie
-Lars Dettmann ( 2001): Atmung der Fische
-Leif L. Marking (1987): Gas Supersaturation in Fisheries: Causes, Concerns, and Cures -Knut Schmidt-Nielsen (1999): Physiologie der Tiere
- Bernd Pelster (1993): Die Schwimmblase als hydrostatisches Organ
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