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LotharGehlhaar - Teichbauforum

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 Betreff des Beitrags: Anaerobe Zone -
BeitragVerfasst: Fr 03.Mär 2006 21:39 
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Inhalt
1. [url=#Ablauf]Abläufe[/url]
1.1. [url=#Aerob]Aerober Zustand[/url]
1.2. [url=#O2knapp]O[sub]2[/sub] wird knapp[/url]
1.3. [url=#NO3]NO[sub]3[/sub] ist verbraucht[/url]
2. [url=#Keime]Krankheitskeime[/url]
3. [url=#Schad]Schädlich?[/url]
4. [url=#Gefahr]Wann wird es gefährlich?[/url]
5. [url=#Vorbeugung]Vorbeugung[/url]

Pfiffikus hat sich mal die Mühe gemacht, Wissenswertes über anaerobe Zonen im Koiteich zum Zwecke der Diskussion zusammenzustellen.

Nachdem unsere Familie damals in unserem Garten ein Loch gebuddelt hatte, fuhr ich in den nächsten Baumarkt und holte die Folie. Rein in den Teich und Wasser Marsch! (Ja, ich war damals schon so schlau und habe die Wasseuhr dabei abgelesen - 6 Kubikmeter!)

Logischerweise ist die Folie nicht faltenfrei im Loch zu liegen gekommen. Und welches Millieu haben wir in den Falten? Ihr glaubt es kaum - anaerob. Reden wir doch einfach mal über die Vorgänge in einer solchen Falte! Genau dasselbe sollte sich hinter einem Pflanzkübel usw. abspielen.

Die Abläufe[anker:Ablauf]
1) Aerober Zustand[anker:Aerob]
Anfangs füllte sich die Falte mit Leitungswasser wie der ganze Teich. Es bildete sich wahrscheinlich auch ein Biofilm (Bakterienbelag) auf den verdeckten Teilen der Folie. Aber aufgrund fehlenden Lichtes wachsen dort kene Algen. Und aufgrund der fehlenden Strömung konnte der Biofilm in der Falte zu einem Belag werden, dicker und dicker. Durch leichte Strömung und Verwirbelungen kann noch O[sub]2[/sub] in die Falte gelangen,solange innerhalb der Folienfalte noch Freiwasser vorhanden ist.

2) O[sub]2[/sub] wird knapp[anker:O2knapp]
Spätestens mit dem Verschwinden des letzten Freiwassers in der Falte kann die Sauerstoffzufuhr nur noch durch Diffusion geschehen. Und während O[sub]2[/sub]-Moleküle versuchen, ins Innere zu diffundieren, werden sie von den äuβeren Schichten verkonsumiert. Der Schlamm im äuβeren Teil der Falte ist also aerob, während er innen weitesgehend anaerob wird.

In den innersten Teilen der Falte wird O[sub]2[/sub] zuerst knapp. Gerät die O[sub]2[/sub]-Zufuhr ins Stocken, so nennen wir das Millieu anaerob. Herkömmliche Teichbewohner wie Koi und Muscheln können nun nicht mehr leben. Sie würden sterben. Es gibt aber Mikrobensorten, die unter diesen Bedingungen weiter leben können. Die Bakkis haben aber einen Trick drauf. Sie sind in der Lage, den Erstickungstod abzuwenden, indem sie sich den Sauerstoff von einem NO[sub]3[/sub]-Ion schnappen. Diesen Vorgang nennt man "Denitrifikation". Wenn die Bakterien weiter mit Kohlenstoff und Nitrat versorgt werden, so geht es ihnen so richtig gut. Sie haben ohne die aerobe Konkurrenz sowie ohne Feinde wie Amöben, Pantoffel- und Rädertierchen fast das Paradies. Uns freut es, denn das Nitrat brauchen wir ja nicht. Das Abbauprodukt - molekulares N[sub]2[/sub] - ist völlig harmlos, geruchlos und ungiftig. (Eine Verfärbung des Schlammes sollte noch nicht festzustellen sein.)

Doch auch Nitrat, welches anfangs noch vorhanden sein dürfte, wird auch bald zur Neige gehen. Mit Nachschub aus dem Teichwasser ist genauso wenig zu rechnen, wie mit Nachschub von O[sub]2[/sub], denn es strömt ja nichts. Aus diesem Grunde hilft die anaerobe Zone in der Falte oder hinter der Pflanzschale dem Teichfreund nur sehr wenig dabei, Nitrat aus dem Wasser zu entfernen.

Lars Sebralla schafft in seinem Wodkafilter ein solches Millieu. Er sorgt durch langsame Umwälzung für kontinuierlichen Nachschub von Nitrat aus dem Teich. Auβerdem hält er das Wachstum der Bakkis im Zaum, indem er die Kohlenstoffzufuhr dosiert. Deshalb kommt es darin nicht zu den Vorgängen von 3). Doch das soll uns hier nicht interessieren, da wir über anaerobe Zonen im Teich reden und wir hier keine Dosiermöglichkeit haben. Bei uns wachsen sie ungehindert weiter und vermehren sie sich.

3) NO[sub]3[/sub] ist verbraucht[anker:NO3]
Es kommt, wie es kommen musste. Irgendwann wird auch das Nitrat knapp. Was nun? Die Bakterie ist noch lange noch nicht am Ersticken, aber schon ein klein wenig näher dran.
Jetzt muss sie noch weiter in die Trickkiste greifen und schnappt sich die Sulfat-Ionen (SO[sub]4[/sub][sup]2-[/sup]). Da sind sogar gleich vier Sauerstoffatome dran! Diese Art der Atmung nennt man dann Sulfatatmung. Leider hat diese Art der Atmung einen Haken - als Nebenprodukt der Sulfatatmung entsteht Schwefelwasserstoff H[sub]2[/sub]S. Schwefelwasserstoff hat 2 gravierende Nachteile. Erstens ist er giftig und zweitens verursacht er maβgeblich den üblen Geruch mit, den anaerobe Zonen nun mal verbreiten, wenn sie gestört werden.
Ist gleichzeitig noch Eisen im Wasser gelöst, so verbindet sich der entstehende Schwefelwasserstoff H[sub]2[/sub]S zu Stoffen, die dem faulenden Schlamm eine schwarze Färbung geben. Was dann noch in der Falte verbleibt, wird von uns als fauler, stinkender gammeliger Schlamm empfunden. Biomasse, die sich zersetzt.

Krankheitskeime[anker:Keime]
Aeromonas hydrophilia und Pseudomonas, die unsere Fische richtig krank machen, wenn sie in Massen auftreten, können darin gut leben, weil sie dazu nicht zwingend Sauerstoff benötigen, jedoch ihre Fressfeinde. Sie leben von organischem Material, welches sie zersetzen können und das ist in der Falte reichlich vorhanden.

Ist die Falte schädlich für die Teichbewohner?[anker:Schad]
Ich denke zunächst mal NEIN. Es haben sich zwar giftige Stoffe gebildet, doch diese befinden sich im Inneren der Falte, da kommt kein Koi hin. Blubbert eine Blase H[sub]2[/sub]S aus der Blase, wird sie aufsteigen und den Teich verlassen. (Unter einer Eisdecke wird sie alsbald vom gefrierenden Eis eingeschlossen.)
Auch die in groβer Dichte auftretenden Krankheitskeime sind zwar da, kommen aber wegen fehlender Strömung nicht heraus. Einzelnen Keimen mag es gelingen, aus der Falte herauszukommen. Doch bevor sie zu unseren Fischen könnten, müssten sie durch den aroben Teil der Falte. Und genau hier warten Amöben, Pantoffeltierchen, Rädertierchen und wie sie alle heiβen schon gierig auf solche Leckerlies. Deshalb haben die Fische eigentlich Ruhe vor ihnen.


Wann wird es gefährlich?[anker:Gefahr]
Sollten diese Schlammmengen nach auβen gelangen, passiert es. Das kann geschehen, wenn man die Falte ausspült, den Blumenkübel zur Seite rückt oder die anaerobe Zone aus einem anderen Grunde aufmischt. Im Schlamm sind darin Unmengen von Bakterien enthalten, die wochen- oder gar monatelang anaerob gelebt haben. Einige Arten vertragen den Sauerstoff nicht und sterben ab. Aber da gibt es die Arten, die sowohl aerob, als auch anaerob leben können. Die werden dasselbe tun, wie wir, wenn wir mit letzter Körperbeherrschung vier Minuten unter Wasser geblieben sind. Wir würden einen tiefen Atemzug nehmen und die Bakkis nehmen sich eine hübsche Prise O[sub]2[/sub] aus dem Wasser.
Weiterhin bilden die Schlammteilchen eine riesige biologisch aktive Oberfläche, die nicht erst angeimpft oder eingefahren werden muss. Es beginnt in rascher Geschwindigkeit die Nitrifikation, welche ebenfalls mit einem nicht zu unterschätzenden O[sub]2[/sub]-Bedarf einhergeht.
Der plötzlich eintretende Sauerstoffmangel ist die erste Bedrohung für unsere Lieblinge. Die zweite besteht in der freigesetzten Menge von potentiellen Krankheitskeimen. Sind es zu viele oder sind die Koi gestresst oder sind sie anderweitig in schlechter Verfassung, dann packen die Erreger die Gelegenheit beim Schopfe.

Eine Ausspülung von kleinen Mengen Faulschlammes dürfte jeder Teich einigermaβen schadlos überstehen. Gröβere Mengen können sehr wohl zu Problemen führen.

    Vorbeugung[anker:Vorbeugung]
  • Immer die beste Maβnahme ist es, den Teich so aufzubauen, dass anaerobe Zonen sich nicht bilden können bzw. dass sie sehr klein bleiben.
  • Reichlich O[sub]2[/sub] im Wasser verkleinert die Erstickungsgefahr und ist selbstverständlich einer guten Kondition der Fische zuträglich. Auβerdem vergröβert eine hohe Sauerstoffkonzentration im Wasser die Dicke der aeroben Schicht, die die anaerobe bedeckt.
  • Sollte man bemerken, dass sich irgendwo im Teich eine anaerobe Zone gebildet hat, so lasse man sie zuerst mal ungestört vor sich hinleben, bis man die nötigen Utensilien am Teich hat. Erst dann sollte man mit der Beseitigung beginnen, wenn möglich soll der Schlamm durch Aussaugen entfernt werden.
  • Kritische Stellen, die wg. baulichen Fehlern einmal da sind, sollten regelmäβig ausgesaugt oder mittels Gartenschlauch gespült werden. Von früher erinere ich mich, dass sich hinter den Blumenkästen, in denen ich meine Pflanzen habe, ein blauschwarzer Schlamm befand. Seit ich in regelmäβigen Abständen die Düse meines Gartenschlauches reinhalte, kommt dahinter zwar brauner Mulm hervor, aber dieser ist nicht mehr schwarz verfärbt.


So, und jetzt würde ich euch bitten, noch zu ergänzen, zu verbessern, zu berichtigen oder was auch immer!


Änderungs- und Ergänzungsvorschläge werden in diesem Thema entgegengenommen



(Anfänglicher Textentwurf von Pfiffikus, spätere Änderungen werden von Joern vorgenommen)


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