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LotharGehlhaar - Teichbauforum

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BeitragVerfasst: Do 30.Mär 2017 11:21 
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Ausgehend von der Umfrage "Die Umwälzung im Koiteich 2017, wie hoch ist sie bei euch?"...

hier zu finden: viewtopic.php?f=14&t=22639

...habe ich einen kleinen Artikel geschrieben und das Thema für mich, aber vielleicht auch andere ein wenig aufgearbeitet.

Auch die Ergebnisse der Umfrage habe ich zum Ende hin mit einfliessen lassen.

Der Artikel basiert größtenteils auf Recherchen meinerseits.
Er enthält auch eigene Meinung.
Gerne lasse ich mich verbessern, oder Dinge ergänzen.



Was ist die Umwälzung?

​Die Umwälzungsrate, gibt an wie oft das Teichvolumen pro Stunde durch das Filtersystem geschickt wird. Gemessen wird die Umwälzungsrate indem man sein Teichvolumen durch den „Flow“ (engl. für „fließen“) teilt. Der Flow gibt an, wie viele Liter pro Stunde durch den Filterkreislauf geschickt werden. Der Quotient daraus zeigt einem die Umwälzungsrate an.

​Hat ein Teich einen Inhalt von 20.000l und der Flow beträgt ebenso 20.000l/Std, dann ergibt sich daraus eine Umwälzungsrate von 1/Std.

​Das Teichvolumen wird also rein rechnerisch einmal die Stunde umgewälzt.

Probleme bei der Ermittlung


Das Ausrechnen der Umwälzungsrate ist einfach, jedoch zeigt sich in der Realität oft das Problem, dass der Flow nicht ohne weiteres ermittelt werden kann. Oft kann er nur ungenau bestimmt, oder gemessen werden, was den vielen Einflussfaktoren geschuldet ist, auf die im Folgenden noch weiter eingegangen wird.

​Besonders die Förderleistung von verwendeten Pumpen entspricht meist nicht den Angaben auf der Verpackung, da sie unter optimalen Bedingungen getestet wurden. Eine exakte Ermittlung der tatsächlichen Fördermenge ist im Grunde nur mit teuren Messgeräten möglich, die den wenigsten zur Verfügung stehen. Daher wird oft mit Müllsäcken, oder anderen Behältern ausgelitert um den Flow wenigstens ansatzweise zu ermitteln. Dieses Problem besteht sowohl bei Pumpen, als auch bei Lufthebern.

​Wodurch wird die Umwälzung beeinflusst?

​Der hydraulische Wiederstand im gesamten System beeinflusst den Flow ungemein. Jedes Rohr, jeder Bogen, jeder Filter und jedes Bauteil durch welches das Wasser bewegt wird, hat Einfluss auf den hydraulischen Wiederstand. Um den hydraulischen Wiederstand gering zu halten und den Flow nicht zu sehr zu bremsen, ist es daher immer ratsam ausreichend dimensionierte Rohre zu verwenden, wenige Bögen zu verbauen, die Rohrstrecken kurz zu halten und auch Filterkomponenten entsprechend auszulegen.

Die Leistung von verwendeten Pumpen im System hat natürlich ebenso einen Einfluss auf den Flow. Je stärker ich meine Pumpen dimensioniere, desto mehr Wasser können sie fördern und die Umwälzung beeinflussen. Jedoch werden die Pumpen durch den hydraulischen Wiederstand, die Zu- und Abläufe und die zu überwindende Förderhöhe limitiert.

​Pumpen können nur so viel Wasser fördern, wie ihnen zugeführt wird. Damit ist der maximal zu erreichende Flow auch durch die Zuläufe begrenzt. Denn jeder Zulauf kann nur eine bestimmte Menge Wasser liefern. Es ist daher darauf zu achten, dass für einen angestrebten Flow auch ausreichend Zulauf in den Filter besteht. Dasselbe gilt für die Rückläufe, die die ankommenden Wassermengen auch wieder dem Teich zuführen können müssen.

Die Förderhöhe, die eine Pumpe überwinden muss, hat enorm Einfluss auf die Förderleistung. Daher sollten Filtersysteme im optimalen Fall immer so angelegt sein, dass man kaum Höhen überwinden muss, was aber in der Realität oft nicht ohne weiteres zu realisieren ist.

Die an Koiteichen oft verwendeten Vorfilter und anderen Komponenten haben ebenso großen Einfluss auf den Flow. Gerade deshalb geben die Hersteller immer mit an für welche Durchflussmengen die Geräte ausgelegt sind. Zu beachten ist dabei auch, dass sich die Filter bis zur nächsten Abreinigung zusetzen können, was den Flow negativ beeinflussen kann. Gerade mit zu klein dimensionierten Vorfiltern, kann der Flow stark begrenzt werden.

Nicht außer Acht lassen sollte der Teichbesitzer die Verbindungen zwischen den Filterkomponenten. Selbst wenn genügend Zulauf besteht und der Vorfilter ausreichend dimensioniert wurde kann es passieren, dass zu kleine Rohr-Verbindungen der Filterkammern dazu führen, dass sich das Wasser unnötig im System aufstaut und dadurch den Flow hemmt.

Wie hat sich die Umwälzungsrate über die Jahre entwickelt?

​Während man vor allem in der älteren Literatur noch Mindestanforderung an die Umwälzung von alle 2 Stunden findet, hat sich in den letzten Jahren ein neuer Trend gezeigt. Mit dem Aufkommen modernen Vorfilter und effizienter Pumpen für ein erschwingliches Budget, hat sich der Wunsch nach einer höheren Umwälzung stetig erhöht. Für die Planung von Teichneubauten wird in den Foren und auch Internetblogs mittlerweile eine Umwälzung von 1/Std empfohlen.

Welche Vorteile hat eine größere Umwälzung?

​Je schneller man das Teichwasser dem Vorfilter zuführt, desto eher wird auch der grobe Schmutz aus dem System befördert. Es ist also wahrscheinlicher, dass je höher die Umwälzung ausfällt, auch Dreck aus dem System gefiltert wird, bevor er in Lösung gehen kann und das Wasser weiter belastet.

​Durch eine höhere Umwälzung ist es möglich geworden kleinere Biofilterkammern zu bauen. Darauf Einfluss nehmen zusätzlich die modernen fein filternden Vorfilter, sowie moderne Filtermedien mit sehr großen Oberflächen auf kleinem Raum. Sicherlich gibt es immer noch Mindestanforderungen die man nicht unterschreiten sollte, aber dadurch, dass das Teichwasser öfter an den Filtermedien vorbei geführt wird, ist es möglich die Filterkammern kleiner zu dimensionieren.

​Ein weiterer Vorteil von einer hohen Umwälzrate ist die dabei entstehende höhere Strömung an den Zuläufen in den Teich. Durch die erhöhte Strömung wird nicht nur der Schmutztransport im Wasser zu den Bodenabläufen und Skimmern begünstigt, sondern auch dafür gesorgt, dass die Koi sich mehr bewegen müssen. Es ist ähnlich wie bei den Menschen, dass Bewegung den Tieren gut tut, die Muskeln und Körperform beeinflusst und auch für einen guten Stoffwechsel sorgt.

​Welche Alternativen gibt es zu einer hohen Umwälzung?

​Viele Teiche sind längst gebaut und nicht jeder ist bereit viel Geld in Pumpen, Vorfilter oder die Stromrechnung zu investieren. Welche Alternativen bieten sich dafür oder haben sich bewährt?

Um eine gute und effektive Filterung sicher zu stellen wurden und werden auch heute noch Filterkammern mit großen Volumen gebaut, die mit einer geringen Umwälzung betrieben werden. Das Wasser hat dort eine lange Verweildauer im Filtermedium und kann bei moderatem, oder geringem Flow ausreichend gereinigt werden. Diese Filter und dazu gehörenden Teiche funktionieren, wenn korrekt dimensioniert und betrieben, auch heute noch sehr gut.

​Jetzt könnte man denken, je schneller und je mehr Dreck ich aus dem Teich hole, desto weniger Frischwasser muss ich ja zuführen. Hauptsache eine hohe Umwälzung!

​Hier kann ich nur sagen: Nein!

​Ein ausreichender Wasserwechsel ist durchzuführen! Egal bei welcher Umwälzung und welchem Filter! Und er ist durch nichts zu ersetzen!


Die Regeneration von „verbrauchtem“ Wasser ist in meinen Augen einfach ein essentieller Bestandteil bei einem „professionellen“ Koiteich. Hier kann ich auch nur jedem empfehlen Sich intensiver mit der Thematik und den Wasserparametern zu befassen. Die Höhe oder Menge des Wasserwechsels kann und möchte ich hier aber nicht diskutieren, da es ein umfangreiches Thema ist.

Trotzdem wollte ich es erwähnen.

​Auch noch zu beachten

Es gibt immer Ecken im Teich wo das Wasser länger steht, als dauerhaft strömt. Das Wasser welches aus dem Filter kommt vermischt sich außerdem ständig mit dem Teichwasser. Daher kann man die Umwälzung auch nur rein rechnerisch ermitteln, selbst wenn man den Flow genau messen würde. Es kann nie garantiert werden, dass auch der letzte Tropfen Wasser innerhalb des gewünschten Zeitraums mit auf die Reise aus dem Teich und durch den Filter genommen wird.

Welche Umwälzung wähle ich 2017 an meinem Koiteich?

​Gleich vorweg: Der Trend geht tatsächlich zu höheren Umwälzraten.

​Welche Umwälzung ich letztendlich anstrebe, hängt maßgeblich auch vom Besatz, der Futtermenge die in den Teich kommt und dem externen Schmutzeintrag durch Bäume oder andere Quellen ab. Zu guter Letzt natürlich auch von den Ansprüchen die der Teichbesitzer an die optische Wasserqualität hat. Wobei die optische Wasserqualität bei geringerem Flow nicht zwingend schlechter sein muss!

​Es hat sich allerdings oft gezeigt, dass das Wohlbefinden der Koi nachhaltig durch Umwälzrate und Teichströmung beeinflusst werden kann. Davon kann sich jeder selbst überzeugen. Videos von Teichen, oder Hälterungen mit hohen Umwälzraten und sehr agilen und augenscheinlich gesunden Koi gibt es Zuhauf im Internet. Entsprechende Berichte einiger Koihalter ebenso.

Wenn man sich trotzdem unsicher ist, hilft es vielleicht sich an der breiten Masse zu orientieren.

​Ausgehend einer Aktuellen Umfrage von 81 Nutzern (Stand 07.02.2017) zeigt sich zum Anfang des Jahres 2017 folgendes Bild:

viewtopic.php?f=14&t=22639

Man kann erkennen, dass mehr als die Hälfte (51%) eine Umwälzung von 1x stündlich für ausreichend halten. Immerhin fast ein Drittel (27%) finden, dass eine Umwälzung von 1 bis 2 mal die Stunde notwendig und korrekt ist. Interessant ist, dass 9% der Befragten hohe Umwälzraten von 2x Stunde und mehr fahren, oder fahren wollen. Immerhin 14% der Befragten sind auch mit einer Umwälzung kleiner 1x Stunde zufrieden und möchten dies auch so belassen.

​Es ist zu berücksichtigen, dass spezielle Randbedingungen, die komplette Filterkonstellation und besondere Ziele/Wünsche der Teichbesitzer aus der Umfrage nicht zu erkennen sind. Weiterhin ist die Anzahl der Teilnehmer nicht sehr groß und daher im Vergleich zur Anzahl der in Deutschland vorhandenen Teiche nicht sehr repräsentativ. Zumindest ist die Umfrage ein Anhaltspunkt.

Geht man also nach der Durchschnittsmeinung aus der Umfrage, sind 78% der Befragten der Meinung, man sollte seinen Koiteich mit einer Umwälzung von mindestens 1/Std und noch etwas darüber betreiben.

Und zählt man alle zusammen die eine Umwälzung von über eine Stunde haben oder anstreben sind es tatsächlich 36%! der Befragten! Der Trend geht also tatsächlich zu höheren Umwälzraten und liegt Anfang des Jahres 2017 schon bei über 1/Stunde!


Zukunft

Es ist interessant, wie die Ergebnisse Anfang 2018 aussehen und ob sich ein Trend zu einer noch höheren Umwälzung abzeichnen wird und welche weiteren Erfahrungen Koiteichbesitzer mit einer hohen Umwälzung machen werden.

_________________
Gruß
Florian

YouTube-Koi-Kanal und mehr! https://www.teichundgarten4you.com
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37.400l, 175cm tief, ü20 Koi bis +80cm, Inazuma ITF 50Trommelfilter, 10% Biofilter mit Japanmatten und statischen Helix, 200x50cm Sichtscheibe


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BeitragVerfasst: Fr 07.Apr 2017 22:01 
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Beiträge: 29
Danke für den aufschlussreichen Bericht


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